Chile: Rettungsbohrung hat begonnen
Die Rettung der 33 verschütteten Kumpel in Chile hat nach Tagen des Wartens endlich begonnen. Unterdessen hat es erste personelle Konsequenzen gegeben.

Die seit Tagen immer wieder verschobene Bohrung eines Rettungsschachtes für die 33 in einer chilenischen Kupfer- und Goldmine eingeschlossenen Bergleute hat am Montag (Ortszeit) endlich begonnen. Das teilte ein Sprecher der chilenischen Regierung bei der Mine San José in der Atacama-Wüste mit.

Der Spezialbohrer Strata 950 werde zunächst ein 15 Meter tiefes Loch bohren. Dann solle ein neuer, nur kurz zuvor aus Deutschland eingetroffener Bohrkopf installiert und die Arbeit fortgesetzt werden. Der Bohrer werde sich täglich etwa 8 bis 15 Meter in die Tiefe vorarbeiten, sagte Bergbauminister Laurence Golborne. Der Bohrkopf und ein ebenfalls aus Deutschland gelieferter zusätzlicher Antriebsmotor für den Strata 950 sollten den Bohrvorgang allerdings beschleunigen.

Dennoch könnte es drei bis vier Monate dauern, bis der Rettungsschacht fertig und die seit dem 5. August in 700 Metern Tiefe Eingeschlossenen an die Oberfläche geholt werden können. Angehörige, die zum Teil seit Wochen im harschen Wüstenklima bei der Mine campieren, reagierten mit Erleichterung auf die Nachricht vom Beginn der Bohrung.

Den Verschütteten, die über eine enge Röhre mit dem Nötigsten versorgt werden, ging es den Umständen entsprechend gut. Sie zogen inzwischen in einen trockeneren Teil des Bergwerkes um. Sorgen bereitet den Rettern vor allem die extrem lange Zeit, die die Männer unter Tage werden aushalten müssen.

Unterdessen gab es nach Kritik an der staatlichen Überwachung der Sicherheitsvorschriften in Bergwerken erste personellen Konsequenzen. Der für die Region Atacama zuständige regionale Vertreter des Gesundheitsministeriums, Raúl Martínez, erklärte seinen Rücktritt. Er hatte erst am 28. Juli die Wiedereröffnung der Unglücksmine San José in der Atacama-Wüste genehmigt, nachdem sie wegen eines schweren Arbeitsunfalls geschlossen worden war. Dabei hatte ein Arbeiter im Juli durch Steinschlag ein Bein verloren.

Schon 2007 war die Kupfer- und Goldmine im Norden des Landes wegen mehrerer Arbeitsunfälle und genereller Sicherheitsmängel geschlossen worden. Ein Jahr später hatte die Aufsichtsbehörde Sernageomin den Betrieb jedoch wieder zugelassen. Dabei habe man sich auf den «guten Willen» der Eigentümer verlassen, räumte der frühere Vizedirektor der Behörde, Exequiel Yanes.

Die Aufsichtsbehörde ist in dem liberalen Musterland Chile sehr klein: nur 18 Fachkräfte sollen die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften in der gesamten Bergbaubranche überprüfen. Die aber ist sehr einflussreich, weil sie mehr als die Hälfte der Devisen des Landes erwirtschaftet. Die Regierung kündigte nach dem Unglück in San José am Wochenende die Schaffung einer neuen Aufsichtsbehörde an.

Unterdessen lehnte die Regierung die Forderung der Gewerkschaften am Montag ab, die Gehaltszahlungen für alle bisherigen Arbeiter der Mine bis zur Rettung der Eingeschlossenen zu übernehmen. Die Arbeiter befürchten, dass das Minen-Unternehmen San Esteban die Löhne ab September nicht mehr zahlen werde. Golborne sagte lediglich zu, die Regierung werde bei der Vermittlung der Arbeiter an andere Unternehmen helfen.

dpa