Politik singt Loblied auf Lokaljournalismus
Lob für die Presse: Bundestagspräsident Lammert hat die Bedeutung des Lokaljournalismus betont. Kulturstaatsminister Neumann sieht in Lokalzeitungen gar "Garanten für die Vielfalt".

Die Tageszeitungen verlieren kontinuierlich an Auflage, vor allem bei den Lokalzeitungen ist seit Jahren Sparen und Rotstift angesagt. Im Jahr 2000 lag die Auflage der Tageszeitungen in Deutschland noch bei über 28 Millionen Exemplaren täglich, inzwischen sind es nur noch knapp über 22 Millionen. Ein extremer Auflagenschwund also. Konzepte zur Rettung des Journalismus, gerade im Lokalen, gibt es bislang kaum. Den Weg ins Internet gehen fast alle, wie man dort Geld verdient weiß fast niemand. Kaufen können sich Journalisten und Leser von den Bekenntnissen der Politik für die Presse eigentlich nichts. Aber immerhin gibt es diese Bekenntnisse immer mal wieder, traditionell auch bei der Verleihung des Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Auch in diesem Jahr gab es - diesmal in Bremen - wieder schöne Worte. Eine "zentrale Bedeutung für die Demokratie" hätten Tageszeitungen, lobte Bundespräsident Norbert Lammert und warnte direkt mal vor dem bösen Internet. Bei jüngeren Menschen seien das Internet und das Fernsehen immer wichtiger für die Informationsbeschaffung. Das habe Folgen für das künftige Urteilsvermögen eines wachsenden Teils der Bevölkerung, weil das Internet weniger Analyse biete. Die elektronische Presse habe den Zeitungen längst den Rang als prägendes Medium abgelaufen. Vielfach ginge bei Online-Medien jedoch Schnelligkeit vor Gründlichkeit, kritisierte Lammert.

Graswurzelarbeiter

Der Präsident des Europäischen Parlaments und Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hans-Gert Pöttering (CDU), nannte Lokaljournalisten "Graswurzelarbeiter" - wobei nicht klar wurde, ob er dabei an Berichte über Schrebergartenvereine oder gar Blumenkübel dachte. Nirgendwo kämen Journalisten, ihr Produkt und die Leser so unmittelbar in Kontakt wie auf der lokalen Ebene. "Das schärft den Blick der Leser und erzieht die Journalisten zur Sorgfalt."

Bernd Neumann (CDU) wiederum sieht in den Lokalzeitungen "das Basismedium des demokratischen Gemeinwesens und den Anker in der Informationsflut des digitalen Zeitalters". Sie seien die Garanten für die Vielfalt der deutschen Presselandschaft. Neumann hatte sogar ein politisches Anliegen im Gepäck. Um ihre Konkurrenzfähigkeit zu erhalten, müsse der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent für Tageszeitungen Bestand haben. "Zeitungen und Zeitschriften müssen für Jeden erschwinglich bleiben." Ganz so wie Hotelbetten.

Es gab auch Preise

Neben schönen Worten gab es in Bremen aber immerhin auch Preise. Die Jury des Lokaljournalistenpreises wählte die Gewinner aus 560 Einsendungen. Den ersten von insgesamt zwölf Preisen bekam der Bremer "Weser-Kurier" für sein Konzept "Überraschend nah". Damit sei es gelungen, in Serien die Lebenswirklichkeit der Leser zu beschreiben und Lebenshilfe zu bieten, urteilte die Jury.
Der zweite Preis ging an die "Berliner Morgenpost" für eine Serie zum Mauerfall. Einen Sonderpreis bekam der Zeitungsverlag Waiblingen für seine nach Einschätzung der Jury sensible Berichterstattung über den Amoklauf von Winnenden.

Ergänzend wurden in sechs Kategorien weitere Preise verliehen. Die "Augsburger Allgemeine" bekam einen Preis in der Kategorie Lebenshilfe, der "General-Anzeiger" Bonn wurde in der Kategorie investigativer Journalismus ausgezeichnet, der "Reutlinger General-Anzeiger" in der Kategorie Heimat, die "Neue Presse" Hannover in der Kategorie Serie und die "Braunschweiger Zeitung" in der Kategorie Demokratie. Für Themen der Zeitgeschichte wurden der "Berliner Kurier", die "Berliner Zeitung", der "Fränkische Tag" und das "Süderländer Tageblatt" ausgezeichnet.

Internet: www.kas.de/lokaljournalistenpreis

hen/epd