Irgendwie muss es weitergehen bei den Grünen - auch ohne ihn. Ohne Sepp Daxenberger, der über Jahre hinweg der Frontmann, das Gesicht der Grünen in Bayern war - und einer der beliebtesten Politiker im Freistaat überhaupt. Vor bald zwei Wochen ist Daxenberger im Alter von nur 48 Jahren gestorben, nach jahrelangem, am Ende vergeblichem Kampf gegen den Krebs. Und die bayerischen Grünen müssen ohne ihn zurechtkommen - doch wie?
Symbolfigur höchsten Grades
Fakt ist: Einen zweiten Daxenberger gibt es bei den Grünen nicht. Da ist niemand, der ähnlich bekannt, beliebt und über Parteigrenzen hinweg geschätzt wäre wie er. Allein die Bekanntheit: Während der Name Daxenberger in einer Umfrage des Bayerischen Rundfunks Anfang des Jahres mehr als jedem Zweiten etwas sagte, wussten nur 38 Prozent der Befragten etwas mit dem Namen seiner Co-Fraktionsvorsitzenden Margarete Bause anzufangen.
Nicht auf der Liste waren die beiden Grünen-Landesvorsitzenden Theresa Schopper und Dieter Janecek, und - selbstredend - auch nicht Thomas Mütze, der Daxenberger erst im Frühsommer als Fraktionschef nachfolgte. Doch dürften deren Bekanntheitswerte noch einmal klar unter denen von Bause liegen.
"Sepp Daxenberger ist natürlich eine Symbolfigur höchsten Grades gewesen, was die politische Ausstrahlungskraft und Integrität angeht", sagt der Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter. Mit ihm hätten die bayerischen Grünen ihr wichtigstes Zugpferd verloren.
Menschlicher und politischer Verlust
Und auch die Grünen selbst wissen um den Verlust - menschlich sowieso, aber auch politisch. Sepp Daxenberger hinterlasse eine "riesige Lücke", sagt Bause. Und auch Schopper räumt ein, dass es wohl sehr lange dauern wird, bis möglicherweise ein anderer Grüner ähnlich bekannt und beliebt sein wird wie Daxenberger dies war. Hinzu kommt, dass Daxenberger die Grünen für viele Konservative überhaupt erst wählbar gemacht hat, vor allem in seiner Heimat Oberbayern.
Und trotzdem: Es muss, es wird bei den Grünen auch ohne Daxenberger weitergehen. Die Grünen seien mit Daxenbergers Tod ja nicht politikunfähig geworden, betont Politologe Oberreuter. "Deswegen verliert die Partei ja nicht an politischer Potenz."
Bause verweist darauf, dass die Grünen-Spitze in den vergangenen Jahren stets als Team aufgetreten sei. "Der Sepp war ein Kämpfer - aber er war kein Einzelkämpfer", betont sie. Und auch Schopper lobt, Daxenberger habe "immer alle mitgenommen". Wichtige Entscheidungen seien fast immer gemeinsam getroffen worden, berichten beide.
Zeit, sich neu aufzustellen
Zudem nehmen sowohl Bause als auch Schopper für ihre Partei in Anspruch, dass diese vor allem mit ihren inhaltlichen Positionen punkte. Die Zustimmung zu grünen Themen hänge nicht in erster Linie von einzelnen Personen ab, sagt Bause. "Die Grünen sind eine Partei, die aufgrund der Glaubwürdigkeit ihrer Inhalte gewählt wird." Wichtig sei ein klarer Kurs etwa in der Klima- und in der Energiepolitik. Und auch der Politikwissenschaftler Oberreuter erklärt, der "personale Faktor" habe bei vielen Wahlen nicht die entscheidende Kraft - wenn es nicht gerade um den Kanzler oder den Kanzlerkandidaten gehe.
Zeit, sich neu aufzustellen, haben die bayerischen Grünen überdies: Die nächsten Landtags- und Bundestagswahlen sind erst wieder im Jahr 2013. Dann aber wird sich zeigen, was Umfragen wert sind, die die Grünen nahe an die SPD herankommen sehen. Bause jedenfalls gibt sich optimistisch. "Es wird weitergehen für die Grünen, auch wenn der Sepp nicht mehr mitackern kann."