"Stuttgart 21": Dialog-Angebot erntet Skepsis
Der geplante Runde Tisch mit Befürwortern und Gegner des Milliarden-Bahnprojekts Stuttgart 21 wackelt. Denn die Gegner sind nur bei einem Baustopp zu einem Dialog bereit.

Zwar lud Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) gemeinsam mit einem vehementen Kritiker des Projekts, Grünen-Fraktionschef Winfried Kretschmann, am Montag zum baldigen Dialog ein. Sie nahmen damit den Vorschlag von Bahnchef Rüdiger Grube auf, der einen Runden Tisch angeregt hatte. Doch bei den Projektgegnern und selbst bei den Grünen stößt das Angebot auf Ablehnung. Ihr Motto heißt: Ohne Baustopp kein Dialog. Dazu sind Mappus und Grube aber nicht bereit.

Mappus und Kretschmann erklärten: "Dieses erste Gespräch soll offen und ohne Vorbedingungen die Chancen weiterer Gespräche und öffentlicher Experten- und Diskussionsforen ausloten." Es komme nun darauf an, «dass ein Dialog entstehe, bei dem beide Seiten ernsthaft und konkret an der Sache und den Fakten orientiert miteinander reden." Kurz danach forderte Kretschmann aber Bahnchef Grube aber auf, «eine konstruktive Atmosphäre für das Gespräch zu schaffen und die Abrissarbeiten einzustellen".

Der Grünen-Fraktionschef im Stuttgarter Gemeinderat, Werner Wölfle, sieht einen Baustopp als klare Bedingung für einen Dialog. "Sonst macht niemand mit", sagte der Verkehrsexperte der Grünen- Landtagsfraktion. Gangolf Stocker, Sprecher des des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, zeigte sich enttäuscht über Kretschmann. Was sich der Grüne von der gemeinsamen Aktion mit dem CDU-Politiker Mappus verspreche, könne er sich nicht erklären. "Vielleicht eine Koalition nach der Landtagswahl?"

Mappus erklärte, es solle bei dem Treffen in der ersten Hälfte des Septembers darum gehen, Argumente auszutauschen, Ängste abzubauen und Wege für mehr Bürgerbeteiligung zu finden, um den Konflikt zu entschärfen. "Da wurden kommunikativ sicher viele Fehler gemacht", räumte Mappus ein. "Ich bin überzeugt, dass die Bürger und Bürgerinnen, egal ob man für oder gegen Stuttgart 21 ist, auf Dauer nicht akzeptieren, dass man durch Demonstrationen die Stadt lahmlegt, nicht miteinander redet und nicht nach Lösungen sucht." Die Bürger könnten stärker einbezogen werden, zum Beispiel bei der Gestaltung der freiwerdenden Flächen.

Am Montagmorgen hatte ein Kommando der Polizei zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage eine Blockade der Bauarbeiten am Stuttgarter Hauptbahnhof beendet. Mit Hebebühnen holten die Beamten drei Demonstranten von einem Abrissbagger. Die Besetzer würden angezeigt, sagte ein Polizeisprecher. Seit Wochen stehen sich Gegner und Befürworter des Bahnprojekts unversöhnlich gegenüber. Bei dem 4,1 Milliarden Euro teuren Projekt Stuttgart 21 soll der Kopfbahnhof in eine unterirdische Durchgangsstation umgewandelt und an die künftige Schnellbahntrasse nach Ulm angeschlossen werden.

dpa