Vor einem Jahr wurde auf der Funkausstellung IFA noch heftig diskutiert, ob sich jemand tatsächlich mit einer klobigen Brille ins Wohnzimmer setzt, um einen Film in 3D auf dem Fernseher zu erleben. Die Verbraucher scheinen die Zweifler inzwischen widerlegt zu haben: In Deutschland wollen sich 41 Prozent der Kunden in den kommenden drei Jahren ein Gerät kaufen, mit dem sie dreidimensionale Filme ansehen können, ergab eine Umfrage. Die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) veröffentlichte die Zahlen pünktlich zur diesjährigen IFA, (3. bis 8. September), die die Kunden auch für 3D-Fernseher begeistern soll.
Etwa 40.000 Geräte für dreidimensionales Fernsehen sind in Deutschland bisher verkauft worden, wie der Verband BITKOM auf der Grundlage von Daten des Marktforschers GfK am Donnerstag mitteilte. Schon zum Jahresende rechne man mit einer sechsstelligen Zahl an 3D-tauglichen Geräten, sagt Kai Uwe Marner, Vorsitzender der Blu-ray Group Deutschland.
Bei 3D haben Videospiele die Nase vorn
Das Interesse dürfte vor allem Kinofilmen wie "Avatar" gelten. Der Fantasy-Streifen hat mit seinen blauen 3D-Helden weltweit schon mehr als 2,7 Milliarden Dollar (2,1 Mrd Euro) eingespielt und den bis dahin kommerziell erfolgreichsten Film "Titanic" überrundet. Doch bislang ist das Film-Angebot dünn. Auch "Avatar" gibt es noch nicht in 3D zu kaufen. In Deutschland bietet Samsung dafür den Käufern seiner 3D-Fernseher ein Paket mit zwei Spezial-Brillen und dem Animationsfilm "Monsters vs. Aliens". Wann Kino-Filme in nennbarer Stückzahl in 3D verfügbar sein werden, steht noch aus.
3D ist aber nicht nur für Filme interessant. Sonys Spielekonsole Playstation 3 ist ebenfalls in der Lage, dreidimensionale Bilder für Videospiele auszuliefern. Auf verschiedenen Messen in diesem Jahr - der E3 in Los Angeles und der Gamescom in Köln - konnte Sony das Pressepublikum mit dem 3D-Effekt begeistern, allerdings auch nur mit den so genannten Shutter-Brillen. Über ein Signal öffnen und schließen sich dabei linkes und rechtes Brillenglas im Wechsel. So sieht jedes Auge immer das richtige Bild, der 3D-Effekt entsteht. Ohne so eine Spezialbrille würde 3D-Fernsehen (und 3D-Spielen) nur von einem bestimmten Betrachtungswinkel aus funktionieren, erklärt Sharp-Sprecher Martin Beckmann. Andere technische Lösungen seien derzeit schlichtweg zu teuer.
Für kleine Bildschirme gilt das allerdings nicht, dort ist das brillenlose 3D aber schon Realität. Es gibt bereits Videokameras, die die kleinen 3D-Bildschirme nutzen, und vermutlich schon dieses Jahr, vielleicht auch erst im Frühjahr 2011, bringt Nintendo den 3DS auf den Markt. Diese kleine tragbare Spielekonsole wird einen brillenlosen 3D-Bildschirm für Videospiele nutzen und hat bisher in jeder öffentlichen Vorführung für freudiges Erstaunen gesorgt.
Bis zum 3D-Fernsehen dauert es noch
Für die Technologie gibt es jedenfalls einen Markt. Die ersten 3D-tauglichen Fernseher kamen im Frühjahr in die Läden und waren heiß begehrt: "Die kleinen Mengen, die geliefert werden, sind in zwei bis drei Tagen wieder weg", heißt es beim Händlerverband BVT. Der Verbundhändler ElectronicPartner bestätigt: "Im Markt herrscht Knappheit." Dabei werde die breite Masse der Käufer mit 3D-Fernsehern noch gar nicht erreicht, sagt BVT-Geschäftsführer Willy Fischel.
Ein Problem: Wer sich jetzt einen 3D-Fernseher zulegt, wird auf dreidimensionale Fernsehsendungen auf absehbare Zeit weitgehend verzichten müssen. ARD und ZDF etwa haben erst vor kurzem ihr Programm komplett auf das hochauflösende HDTV umgestellt - und damit auch noch genug zu tun. Aus der Stuttgarter ARD-Pressestelle heißt es: "Wir beobachten natürlich die Entwicklung - im Moment ist 3D aber kein Thema für die ARD."
Die Kinos profitieren vom 3D-Boom
Bisher ist es bei einzelnen Gehversuchen geblieben. Panasonic übertrug im Juni Tennis-Spiele der French Open in 3D, zu sehen im Hamburger Tennisstadion am Rothenbaum sowie bei Fachhändlern. Sony versuchte sich entsprechend an Übertragungen von der Fußball-WM in Südafrika. Demokanäle für 3D gibt es bei den Satelliten-Anbietern Astra und Eutelsat.
3D für den Massenmarkt wird es also zuerst im Spielesektor geben, vornehmlich durch den Nintendo 3DS. Bis dahin müssen sich 3D-Fans mit dem Kino begnügen. Den Kinobetreibern passt das, denn sie machen Umsatz mit dem Boom: 3D-Filme sorgen beispielsweise in den Cinemaxx-Kinos für 30 Prozent der Kinobesucher im ersten Halbjahr. Und es sollen mehr werden: "Wir werden die Investitionen in weitere Kinosäle mit 3D-Technik fortsetzen", kündigte Cinemaxx-Vorstandschef Christian Gisy. Nach 6 Millionen Euro im vergangenen Jahr will er in diesem Jahr nochmals rund 3,2 Millionen Euro in diese Technik stecken. "Wir machen kontinuierlich weiter, weil wir die Kapazitäten schaffen müssen, denn der Zustrom an 3D-Filmen wächst."