Satanismus: Schwarze Messen und "Black Metal"-Musik
Kultur der Überschreitung und des Tabubruchs: Der Satanskult widerspricht christlichen Bräuchen und Symbolen. Initiationsrituale binden die Mitglieder lebenslang an den Kult.

Unter Satanismus wird eine antichristliche, antidemokratische und destruktive Bewegung verstanden, die okkultistische und sexualmagische Elemente enthält. In Satansgruppen wird der Teufelskult gepflegt. Dazu gehören Handlungen, die christlichen Bräuchen und Symbolen genau entgegengesetzt sind. Das Böse und Destruktive im Menschen wird bewusst bejaht und praktiziert, zum Beispiel durch Satansmessen oder "schwarze Messen".

Ausdruck einer Jugendkultur

Sektenexperten unterscheiden zwischen organisiertem Satanismus und Jugendsatanismus. Zum organisierten Satanismus wie dem Netzwerk "Thelema", "Church of Satan" oder dem "Ordo Templi Orientis" gehören Schätzungen zufolge einige hundert Menschen in Deutschland. Im Jugendsatanismus kommen junge Menschen zusammen, um "Black Metal"-Musik, Heavy-Metal-Rock mit satanistischen Texten, zu hören und okkulte Rituale zu vollziehen. Jugendforscher betonen, dass bei Jugendlichen der Satanismus oft ein vorübergehender Ausdruck einer Jugendkultur ist.

Für Schlagzeilen sorgte im Jahr 1993 in Thüringen der Mord an dem Schüler Sandro Beyer, der von Mitschülern verübt wurde, die sich zum Satanismus bekannten. Der Mord sei zwar kein Ritualmord gewesen, urteilte damals das Gericht. Der satanistische Hintergrund der Schüler habe aber die Tat befördert.

Sadistische Praktiken

Satanistische Praktiken seien Bestandteil einer Kultur der Überschreitung und des Tabubruches, heißt es in dem Bericht der Enquetekommission des Deutschen Bundestages "Sogenannte Sekten und Psychogruppen" von 1998. Deshalb könnten auch Menschen für satanistisches Gedankengut empfänglich sein, die für sexuelle Tabubrüche und sexuellen Missbrauch anfällig seien.

In "schwarzen Messen" würden nach Aussagen von Aussteigern brutale und sadistische Varianten praktiziert, heißt es in dem Enquetebericht weiter. Es gebe auch Berichte über Tieropfer, Schmerz- und Ekeltraining sowie über Körperverletzungen und rituelle Vergewaltigungen. Als hoch problematisch bewertete der Bericht ein unbedingtes Schweigegebot. Durch Initiationsrituale würden die Mitglieder lebenslang an den Kult gebunden. Aussteiger seien "einem permanenten, überwiegend psychischen Druck ausgesetzt".

Christliches Menschenbild dagegen stellen

Prägende Gestalt und Stammvater des "modernen" Satanismus ist der Engländer Aleister Crowley (1875-1947), der aus einer strengen christlich-fundamentalistischen Familie stammt. Er hat mit dem "Buch des Gesetzes" eine Grundschrift des Satanismus verfasst. Oberstes Prinzip: "Tue, was du willst, sei das ganze Gesetz". Dem Christentum und anderen Religionen erklärte Crowley den Krieg: "Mit meinem Falkenkopf picke ich nach den Augen von Jesus, da er am Kreuze hängt."

Sektenbeauftragte kritisieren auch das von Satanisten propagierte Recht des Stärkeren und die radikale Befriedigung der eigenen Bedürfnisse ohne Rücksicht auf geltende ethische Normen. Kirchen seien gefordert, dagegen das christliche Menschenbild zu stellen.

epd