Filmtipps: Diese Woche neu im Kino
Die Redaktion von "epd film" hat die Filme der Woche ausgesucht. Dazu zählen Sylvester Stallones "The Expendables" sowie "Defamation" - Film des Monats September der epd-film-Jury.

The Expendables (USA 2010)

In einer Seitengasse irgendeiner US-Metropole haust ein Söldnertrupp, der von Sylvester Stallone angeführt wird und sich um die Dinge kümmert, die anderen zu gefährlich sind. Innerhalb der Truppe hat jeder seinen festen Platz. Zum Beispiel Jet Li als Nahkampfspezialist oder Dolph Lundgren als durchgeknallter Scharfschütze. Niemand geringerer als Bruce Willis beauftragt die "Expendables" mit der Befreiung einer mittelamerikanischen Insel von einem Diktator, hinter dem ein noch böserer Endgegner (Eric Roberts) auf die Helden der 80er Jahre wartet. Sylvester Stallone hat für seinen Actionfilm "The Expendables" alles und jeden verpflichtet. Alles, was sich in diesem Genre bewährt hat, und jeden, der dem Actionkino seinen Starruhm verdankt. Der Film bekommt durch seine Unverfrorenheit einen wüst naiven Charme, bleibt aber zu fragmentarisch beim Erzählen seiner Story. Und er ist ziemlich albern.

Regie: Sylvester Stallone. Buch: Dave Callaham, Sylvester Stallone. Mit: Mickey Rourke, Dolph Lundgren, Jet Li, Jason Statham, Bruce Willis. 103 Min. FSK: KJ., n.f.

Defamation (Israel/Österreich/USA/Dänemark 2009)

[reference:nid=22162]

Der Antisemitismus hat nicht nur viele Gesichter, er hat auch viele Funktionen. Das wird deutlich in den Interviews und Beobachtungen, die der junge israelische Filmemacher Yoav Shamir in seinem Dokumentarfilm zusammenträgt. Er befragt die eigene Großmutter, die zur israelischen Aufbaugeneration gehört, aber leichterhand stereotype Vorurteile über die eigenen Glaubensgenossen äußert. Und er begleitet eine Gruppe von israelischen Gymnasiasten bei einer Klassenfahrt nach Auschwitz, die verängstigt in jedem älteren Polen einen Antisemiten vermuten. Shamir spricht auch mit prominenten Vertretern gesellschaftlicher Organisationen, die sich den Kampf gegen Antisemitismus auf die Fahnen geschrieben haben. Wie etwa Abraham Foxman, Vorsitzender der "Anti Defamation League", die sämtliche Antisemitismus-Vorfälle in den USA dokumentiert. Shamirs Film bestreitet nicht die Existenz des Antisemitismus - er fragt nur, wie man als Jude mit dieser Hypothek heute lebt.

Regie und Buch: Yoav Shamir. 93 Min. "Defamation" ist Film des Monats September der Jury der Evangelischen Filmarbeit (epd)

Ich und Orson Welles (Großbritannien 2008)

[reference:nid=22161]

New York im Jahre 1937. Der siebzehnjährige Richard (Zac Efron) bekommt durch Zufall eine kleine Rolle in Orson Welles' (Christian McKay) "Julius Cäsar"- Inszenierung und lernt den noch jungen Altmeister persönlich kennen. Richard versucht, sich den Launen des Regisseurs zu entziehen und sucht die Nähe der ehrgeizigen Regieassistentin Sonja (Claire Danes) - was früher oder später zum Eklat führen muss. Neben der Figur des berühmten Theater- und Filmregisseurs Orson Welles ("Citizen Kane") thematisiert der Film durch den jungen Quereinsteiger Richard auch das Theaterleben im Allgemeinen, die berauschende Wirkung von Applaus und die (Ent-)Täuschungen der Liebe. Der neue Film des Regisseurs Richard Linklater lebt von Christian McKays Verkörperung des charismatischen, aber auch narzisstischen und manipulatorischen Genies, überzeugt aber auch durch die Leistungen des restlichen Ensembles.

Regie: Richard Linklater. Buch: Holly Gent Palmo, Vince Palmo (Romanvorlage von Robert Kaplow). Mit: Zac Efron, Christian McKay, Claire Danes, Ben Chaplin, Eddie Marsan. 109 Min.

Das Leben ist zu lang (Deutschland 2010)

[reference:nid=22160]

Nach "Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler" beschäftigt sich Dani Levy in seinem neuen Film mit seiner eigenen Zunft und beleuchtet den frustrierenden Alltag eines Regisseurs. Das Leben des Familienvaters und Filmemachers Alfi Seliger läuft aus dem Ruder. Seine Ehe steckt in einer Krise, seine Bank ist pleite und sein neues Filmprojekt möchte einfach nicht richtig anlaufen. In Anspielung auf Filme wie die "Truman Show" und "Stranger Than Fiction" stellt sich dem hypochondrischen Regisseur und Protagonisten in "Das Leben ist zu lang" die Frage, wer bei ihm eigentlich die Strippen zieht. Die autobiographisch gefärbte Handlung des Films wird von einem bis in die Nebenrollen namhaften Ensemble präsentiert, dem man anmerkt, dass es an der hysterischen Selbstbespiegelung viel Spaß hatte. Bei der Fülle an Gags, die durch Alfis ständige Reflexion über Komik als das Lebenselixier einer freien Gesellschaft entstehen, geht die angestrebte Kritik an der Kulturindustrie jedoch etwas unter.

Regie und Buch: Dani Levy. Mit: Markus Hering, Meret Becker, Veronica Ferres, Hannah Levy, David Schlichter, Justus von Dohnányi, Heino Ferch, Elke Sommer, Udo Kier. 87 Min. FSK: ab 12, ff.

epd