Der Filmtipp der Woche: "The Expendables"
Sylvester Stallone hat für seinen Actionfilm "The Expendables" alles und jeden verpflichtet. Alles, was sich in diesem Genre bewährt hat, und jeden, der dem Actionkino seinen Starruhm verdankt. Der Film bekommt durch seine Unverfrorenheit einen wüst naiven Charme, bleibt aber zu fragmentarisch beim Erzählen seiner Story.
24.08.2010
Von Hans Schifferle

Alterswerke sind eine ganz eigene Kinospezies. Oft genug übertreffen sie Erstlingsfilme an Radikalität, als hätten die alten Regie-Haudegen nichts mehr zu verlieren. Sie wirken zudem meist billig, so teuer sie auch produziert sein mögen: weil sie sich jeglichen erzählerischen Brimboriums entledigt haben.

Sylvester Stallones "The Expendables" ist in diesem Sinne ein Alterswerk. Der Film wirkt reduziert, auf Highlights zurechtgestutzt. Stallone thematisiert dies sogar, indem er seine Action-Söldner in einer Kultur situiert, die mit ihren Propeller-Flugzeugen und Pick-ups altmodisch wirkt und auf wesentliche Signale beschränkt ist.

Der ganze teuere, in Brasilien gedrehte Film scheint aus alt und neu zusammengebastelt zu sein, wie die Chopper, auf denen Stallone und Co durch die Nacht donnern. Stallone hat große alte Action-Männer-Opern wie "Die sieben Samurai" oder "Das dreckige Dutzend" in die heutige Zeit versetzt, lässt das Ganze von Stars der Achtziger interpretieren und reichert seine Geschichte mit explosiver High-Tech-Action und aktuell-politischen Anspielungen an. Der Film hat durchaus gute Ansätze, natürlich ist man eingenommen von Stallones Dream Team aus Leinwand-Heroen, das unschuldiger daherkommt als die Nazijäger in Quentin Tarantinos "Inglorious Basterds".

Der Auftrag: Eine Insel von ihrem brutalen Diktator befreien

Als Mix aus Underdogs und privater Elite-Einheit hausen die alt gewordenen Kämpfer in der Seitengasse irgendeiner US-Metropole. Ihr Unterschlupf gleicht einem Hardcore-Vereinsheim, teils Werkstatt, teils Tattoo-Studio. Zur Truppe, die von Stallone angeführt wird, gehören unter anderen Dolph Lundgren als durchgeknallter Scharfschütze, Jet Li als einsamer Nahkämpfer und Mickey Rourke als bizarr-melancholisches Faktotum. Der Jüngste in diesem verwegenen Haufen ist Jason Statham, seit den "Crank"-Filmen als Adrenalin-Junkie ein Vertreter des neuen Action-Kinos.

Diese "Expendables" sollen nun im Auftrag des mysteriösen Mr. Church (Bruce Willis) eine mittelamerikanische Insel von ihrem brutalen Diktator befreien. Bald müssen Stallones Mannen erkennen, dass hinter dem Diktator der wahre Bösewicht in Gestalt des hässlichen Amerikaners lauert: Eric Roberts, seit den Achtzigern ein großartiger Fiesling, gibt einen ehemaligen FBI-Agenten, der die Bodenschätze der Insel ausbeuten will und Rebellen foltert. Als sie ihr pervertiertes Spiegelbild in Person dieses Typen betrachten, werden Stallone und seine Truppe zu so etwas wie amerikanischen Guerilleros.

Man möchte "The Expendables" gut finden, der Film besitzt einen wüst naiven Charme. Aber Stallone bleibt zu fragmentarisch beim Erzählen seiner Story. Man vermisst die Körperlichkeit der älteren Filme und ihre komplexen, klassischen Männerrituale.

Ganz schlecht ist Stallone schließlich, wenn er ironisch sein will. Der witzig gemeinte Gastauftritt von Arnold Schwarzenegger ist eine einzige Peinlichkeit. Und wenn sich Stallone und Statham am Ende kumpelhaft über Stallones Liebe zu einer Rebellin lustig machen, verrät sich der Film selbst. Die Götterdämmerung der Action-Helden ist die Albernheit.

USA 2010. Regie: Sylvester Stallone. Buch: Dave Callaham, Sylvester Stallone. Mit: Mickey Rourke, Dolph Lundgren, Jet Li, Jason Statham, Bruce Willis. 103 Min. FSK: KJ., n.f.

epd