Regisseur Christoph Schlingensief lebt nicht mehr
Der Regisseur und Universalkünstler Christoph Schlingensief ist tot. Er erlag am Samstag einem Krebsleiden, wie seine Frau, die Kostümbildnerin Aino Laberenz, in Berlin mitteilte. Schlingensief wäre im Oktober 50 Jahre alt geworden.

Der 1960 in Oberhausen geborene Schlingensief hatte lange Zeit gegen die heimtückische Krankheit gekämpft. Anfang 2008 war bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert worden; eine Operation folgte. Seine Erfahrungen mit der Krankheit verarbeitete der Künstler in dem 2009 erschienenen Buch "So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein! – Tagebuch einer Krebserkrankung". Schlingensiefs für die diesjährige Ruhrtriennale vorgesehenes Stück "S.M.A.S. H. – In Hilfe ersticken" hatte er bereits Anfang Juli nach einer neuen, schweren Krebsdiagnose abgesagt. Die Premiere war für Samstag vorgesehen gewesen, der nun sein Todestag wurde.

"Parsifal" in Bayreuth

Schlingensief gehörte zu den bedeutendsten Regisseuren der Gegenwart und hat wie nur wenige die deutschsprachige Film- und Theaterwelt beeinflusst. In den 1990er Jahren gehörte er zu Frank Castorfs Hausregisseuren an der Berliner Volksbühne. Bekannt wurde der Künstler vor allem mit seinen frühen Filmen "Das deutsche Kettensägenmassaker" (1990), "«Terror 2000 - Intensivstation Deutschland" (1992) und der TV-"Talkshow 2000" sowie mit seinen Theaterinszenierungen, Kunstperformances und Installationen wie "100 Jahre CDU", "Rocky Dutschke, 68", "Passion Impossible - 7 Tage Notruf für Deutschland" in Hamburg und "Hamlet" in Zürich.

2004 inszenierte er in Bayreuth Richard Wagners Oper "Parsifal". Seine Bayreuther Erfahrungen schilderte er auch in einem

Nachruf auf den im März gestorbenen Festspielleiter Wolfgang Wagner

. Im vergangenen Mai inszenierte er das Opernprojekt "Via Intolleranza II" nach Luigi Nono in Brüssel und anderen Orten. Schlingensiefs letztes größeres Projekt war der Aufbau eines Theaterhauses in Burkina Faso in Afrika. Im kommenden Oktober stand eine Inszenierung zur Wiedereröffnung des Berliner Schillertheaters als Ausweichspielstätte von Daniel Barenboims Staatsoper auf seinem Terminkalender.

 

dpa/evangelisch.de