Zunächst habe es große Zurückhaltung in Deutschland gegeben, seit Montag habe sich das Blatt aber gewendet, sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Dienstag). Auch Außenminister Guido Westerwelle appellierte an die Bürger, "für die Flutopfer zu spenden." Wer sein Geld einer seriösen Hilfsorganisation gebe, könne sicher sein, dass es die Opfer auch erreicht, sagte er der "Bild"-Zeitung (Dienstag).
DRK fliegt 18 Tonnen Hilfsgütern nach Pakistan
Seiters führte die anfänglichen Schwierigkeiten auf die Vielzahl von Katastrophen in diesem Jahr zurück, angefangen vom Erdbeben in Haiti im Januar bis zu den jüngsten Großbränden in Russland. Seiters sagte, ebenso wie in Haiti sei die Regierung in Islamabad ohne weltweite Hilfe bei der Bewältigung der Katastrophe überfordert.
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Es gebe in Pakistan seit den 80er Jahren eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Roten Kreuz und dem islamischen Roten Halbmond. Die gemeinsame Arbeit laufe gut und vertrauensvoll, und es habe noch nie Unterschlagungen gegeben. "Wir können für uns und den Roten Halbmond garantieren, dass das Geld bei den Opfern ankommt", betonte Seiters.
Zu den Projekten des DRK gehörten die Ausbildung von Ersthelfern und die Einrichtung von mobilen Gesundheitsstationen. Heute (Dienstag) fliegt die Hilfsorganisation 18 Tonnen Hilfsgüter von Berlin aus ins Notstandsgebiet.
Bundesregierung reagiert mit großer Anteilnahme
Wie eine DRK-Sprecherin sagte, sollen unter anderem Zeltplanen, Decken sowie Werkzeug- und Küchensets in die Krisenregion gebracht werden. Die Maschine werde ab 11.30 Uhr am Flughafen Berlin-Schönefeld beladen. Die Lieferung ist Teil einer weltweiten Hilfsaktion für das vom Hochwasser betroffene Land, von dem ein Drittel unter Wasser steht. In den Fluten starben bereits fast 1.500 Menschen, etwa 20 Millionen wurden obdachlos. Die pakistanischen Behörden gehen von Milliardenschäden aus.
Die Bundesregierung hatte am Montag mit großer Anteilnahme auf die Hochwasser-Katastrophe in Pakistan reagiert. Das "vielleicht nie dagewesene" Ausmaß der Katastrophe sei schockierend, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. "Die Bundesregierung blickt mit großer Sorge und mit großer Anteilnahme nach Pakistan."
"Humanitäre Pflicht, Pakistan zu helfen"
Die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, rief nachdrücklich zu Spenden für die Flutopfer auf. Es sei eine "humanitäre Pflicht, Pakistan zu helfen", sagte sie der "Berliner Zeitung" (Montag). "Die meisten Opfer haben keine Häuser mehr, keinen Acker, keine Lebensgrundlage. Jetzt drohen Krankheiten und Seuchen."
Nach Dieckmanns Worten steigt das Spendenaufkommen in Deutschland inzwischen - aber nur langsam. Die Deutsche Welthungerhilfe sei "erst bei einer Summe von 250.000 Euro angelangt, was im Vergleich zum Erdbeben in Haiti wenig ist". Regierungssprecher Seibert bedauerte in einer persönlichen Einlassung, dass die Spendenbereitschaft in Deutschland noch nicht so groß sei wie jüngst bei Haiti. Vorwürfe, die finanzielle Unterstützung komme nicht bei den Hilfsorganisationen an, wies die Bundesregierung zurück.
Weltbank: Millionenkredit für Pakistan
Angesichts der Verwüstungen durch die Hochwasserkatastrophe stellt die Weltbank Pakistan einen Millionenkredit zur Verfügung. Die Regierung in Islamabad bekomme die angefragten rund 900 Millionen Dollar (703 Millionen Euro), teilte die Weltbank am Montag (Ortszeit) in Washington mit. Der ökonomische Schaden durch die Flut sei noch gar nicht absehbar, aber gewaltig. Inzwischen gibt es erste gewaltsame Proteste von Flutopfern, die sich von der Regierung im Stich gelassen fühlen.
Der Nachrichtensender Dawn News meldete, drei Menschen seien am Montag verletzt worden, als eine aufgebrachte Menschenmenge einen Hilfskonvoi im Distrikt Rahim Yarkhan in der zentralpakistanischen Provinz Punjab mit Steinen bewarf. In der Region Kot Addu im Punjab skandierten Demonstranten: "Wir brauchen Hilfe!" In der südlichen Provinz Sindh blockierten Flutopfer eine Straße.
Flutschäden gewaltig
Zunehmend kritisch ist die Lage in der Stadt Jacobabad im Süden des Landes. "Wir arbeiten hart daran, das Wasser von Jacobabad wegzulenken", sagte der pakistanische Sportminister Ijaz Jakhrani. Knapp ein Viertel der zwischen 300.000 und 400.000 Einwohner der Stadt seien bis Montag in Sicherheit gebracht worden. Die Umgebung von Jacobabad wurde bereits überflutet.
Nach Angaben der Weltbank dürften die größten Flutschäden an Gebäuden, Straßen, Bewässerungssystemen und in der Landwirtschaft entstanden sein. Schätzungen zufolge seien über 720.000 Häuser durch das Hochwasser zerstört oder beschädigt worden, teilte das Institut in Washington mit. Der 900 Millionen-Euro-Kredit solle aus dem Fonds der Weltbank-Tochter IDA (International Development Association) für die ärmsten Länder kommen.
Spendenkonten für Pakistan:
Diakonie Katastrophenhilfe: Kennwort "Fluthilfe Pakistan", Konto 502 707, Postbank Stuttgart BLZ 600 100 70 (www.diakonie-katastrophenhilfe.de).
Caritas: Kennwort "Fluthilfe Pakistan", Konto 202, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ 660 205 00 (www.caritas.de/spenden).
Deutsche Welthungerhilfe: Konto 1115, Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98 (www.welthungerhilfe.de).
UNICEF: Kennwort "Nothilfe Pakistan", Konto: 300.000, Bank für Sozialwirtschaft Köln, BLZ 370 205 00 (www.unicef.de).
Kindernothilfe: Kennwort "Pakistan", Konto 45 45 40; KD Bank, BLZ 350 601 90 (www.kindernothilfe.de).
Ärzte ohne Grenzen: Kennwort "Pakistan und andere", Konto: 97 0 97, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.aerzte-ohne-grenzen.de).
Deutsches Rotes Kreuz: Kennwort "Pakistan", Konto 41 41 41, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.DRK.de/spenden).
Christoffel-Blindenmission: Kennwort "Nothilfe Pakistan", Konto 2020, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.cbm.de).
Aktion Deutschland Hilft: Kennwort: "Flut Pakistan", Konto 10 20 30, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.aktion-deutschland-hilft.de). SMS mit Pakistan an 81190 (5 Euro plus Gebühr).
Oxfam: Kennwort "Fluthilfe Pakistan", Konto 13 13 13, Bank für Sozialwirtschaft, 370 205 00 (www.oxfam.de)
Save the Children: Kennwort "Pakistan Flut", Konto 929, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00 (www.savethechildren.de).
Spendenberatung: Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), Berlin, Tel. 030/ 839 001-0; (www.dzi.de)