Tamilen-Wallfahrt: "Auch Hindus verehren Mutter Jesu"
Tamilen aus Deutschland und zahlreichen europäischen Ländern sind am Samstag im niederrheinischen Marienwallfahrtsort Kevelaer zu ihrer traditionellen Wallfahrt zusammen gekommen. Die Veranstalter erwarteten bis zu 15.000 farbenfroh und festlich geschmückte Teilnehmer. Die inzwischen 23. Wallfahrt seit 1987 begann mit einem Pontifikalamt im Forum Pax Christi auf dem Kapellenplatz in Kevelaer.

Die in Deutschland und dem benachbarten Ausland im Exil lebenden Tamilen sind katholische oder hinduistische Gläubige. Sie pilgern einmal im Jahr zur "Trösterin der Betrübten", um am Bild der Gottesmutter ihre Anliegen vorzutragen und zu beten. Zur ersten Wallfahrt vor 23 Jahren kamen etwa 50 Teilnehmer, heute zählt die Veranstaltung nach Angaben der örtlichen Wallfahrtsleitung zu den größten und farbenprächtigsten Wallfahrten im Jahresverlauf.

In der Marienbasilika beteten die Tamilen für Frieden in ihrer Heimat Sri Lanka und für die Möglichkeit, dorthin zurückkehren zu können. Vor und in der Kerzenkapelle, die zwischen 1643 und 1645 errichtet wurde und die älteste Wallfahrtskirche im Ort ist, brannten gegen Mittag bereits viele tausend Kerzen.

In ihrer Heimat gibt es noch immer keinen Frieden

Die Teilnehmer kommen unter anderem aus Deutschland, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Italien, Frankreich, England, Dänemark, Finnland und Schweden. Alleine in Deutschland leben nach Angaben des Tamilen-Seelsorgeamtes in Essen etwa 8.000 tamilische Katholiken in rund 50 Gemeinden.

Im Mai vergangenen Jahres war der jahrzehntelange Bürgerkrieg der sri-lankischen Regierungstruppen gegen die tamilischen Rebellengruppen beendet worden. Nach verschiedenen Quellen kamen in der Schlussphase des Bürgerkriegs bis zu 30.000 Zivilisten - die meisten Tamilen - ums Leben. Noch immer kann nach Angaben der Exil-Tamilen nicht von einem echten Frieden in ihrem Heimatland gesprochen werden.

Marienfrömmigkeit hat große Tradition

Die Tamilen sind ein im Süden Indiens und in Sri Lanka beheimatetes Volk. Es blickt auf eine mehr als 2.000-jährige Geschichte zurück. Demonstrationen und Kundgebungen während der Wallfahrt in Kevelaer sind nach Angaben des Tamilen-Seelsorgeamtes nicht erlaubt. Die Wallfahrt gilt als größte Marienwallfahrt außerhalb der tamilischen Heimat.

In Sri Lanka wird die Gottesmutter intensiv verehrt. Die Marienfrömmigkeit hat dort nach Angaben des Direktors des Tamilen-Seelsorgeamtes, Pfarrer Bennet Fernando, eine lange Tradition, wie der große Marienwallfahrtsort in Madhu zeige. Zwei Drittel der Wallfahrer sind Katholiken, ein Drittel sind Hindus.
"Auch die Hindus verehren die Mutter Jesu als Göttin", hieß es am Rande der Veranstaltung.

epd