Lage in Pakistan dramatisch - Helfern fehlt das Geld
Wieder müssen Menschen vor der Jahrhundertflut in Pakistan fliehen: Die Wassermassen bedrohen jetzt die Stadt Jacobabad. Trotz der Gefahr weigern sich viele Bewohner, ihr Hab und Gut zurückzulassen.

Im Swat-Tal gibt es erste Fälle von Cholera, teilte der Malteser Hilfsdienst mit. Bislang war nur von Verdachtsfällen die Rede. Der Patient liege in einem Krankenhaus in Mingora, hieß es. Die Organisation Kindernothilfe veröffentlichte auf ihrer Internetseite Augenzeugenberichte der Flutkatastrophe. "Ich dachte es ist der Tag des jüngsten Gerichts", wird ein Junge zitiert, dessen Bruder bei der Flut ums Leben kam. Ein anderer berichtet, wie die Mutter von einer Welle davongespült wurde, während sie versuchte, ihre Kinder auf einer zerbrochenen Wohnungstür vor dem Wasser zu retten.

Der Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe, Jürgen Thiesbonenkamp, sagte am Freitag, es sei zu befürchten, dass die Flut in Pakistan mehr Schaden anrichte als das Beben in Haiti. "Daher gehen wir auch für die Menschen in Pakistan an das Limit unseres Nothilfe-Fonds“. Sechs Millionen Menschen kämpften weiterhin akut ums Überleben, mehrere weitere Millionen hätten ihre Lebensgrundlage komplett verloren.

Mehr Spenden

Thiesbohnenkamp sagte weiter, um den Menschen in Pakistan umfassend helfen zu können, seien die bisherigen Mittel noch viel zu gering. "Nur wenn auch die zivilgesellschaftlichen Kräfte mit allen verfügbaren Mitteln Pakistan zur Seite stehen, kann hier das Allerschlimmste verhindert werden." Wie andere Organisationen rief daher auch die Kindernothilfe zu Spenden für Pakistan auf.

[reference:nid=21769]

Die Vereinten Nationen appellierten an ihre Mitgliedsstaaten, das zugesagte Geld im Kampf gegen die Flutkatastrophe in Pakistan schneller auszuzahlen. Von den beantragten rund 352 Millionen Euro sei bislang erst ein Fünftel bereitgestellt worden, hieß es. Die Taliban versuchten inzwischen durch eigene Hilfen für die Flutopfer Sympathien in der Bevölkerung zu gewinnen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte unterdessen vor der zunehmenden Seuchengefahr.

Weitere Flutwelle

Nach einer Flutwarnung für die südpakistanische Stadt Jacobabad haben die Behörden die etwa 400.000 Einwohner zur Flucht aufgerufen. Tausende Menschen brachten sich am Freitag mit Autos, auf Traktoranhängern oder auf Eselskarren in Sicherheit. Das Hochwasser im Noorwah-Kanal könne jederzeit über die Ufer treten, sagte der Verwaltungschef des Distrikts Jacobabad, Kazim Ali Jatoi. Zahlreiche Bewohner weigerten sich aber, ihre Häuser und Besitztümer zurückzulassen.

"Ich habe eine Warnung herausgegeben, aber ich habe nicht genug Mittel, um eine Evakuierung zu erzwingen", sagte Jatoi. Zu denjenigen, die sich weigerten zu fliehen, gehörte der 46-jährige Noor Mohammad. "Ich habe meine Frau, meinen alten Vater und drei Kinder an einen anderen Ort gebracht, aber ich werde hierbleiben, um meinen Besitz zu schützen", sagte er. "Wohin sollte ich mein Eigentum bringen? Es ist überall Wasser."

Regierung will Hilfen verstärken

Die Regierung in Islamabad will ihre Anstrengungen zur Hilfe für die Opfer weiter verstärken. Das teilte das Büro von Präsident Asif Ali Zardari nach einem mehr als zweistündigen Treffen des Staatsoberhaupts mit Premierminister Yousuf Raza Gilani am Donnerstagabend in Islamabad mit. Der Premierminister sagte, das Ausmaß der Schäden könnte weitaus größer sein, als erste Schätzungen andeuteten.

Zardari und Gilani beschlossen, ein Treffen mit Vertretern der Provinzen und der politischen Parteien einzuberufen. Nach Angaben der Nationalen Katastrophenschutzbehörde (NDMA) vom Donnerstag kostete die Flutkatastrophe mindestens 1384 Menschen das Leben. Mehr als 1000 davon kamen allein in der nordwestpakistanischen Provinz Khyber- Pakhtunkhwa ums Leben.

14 Millionen Menschen sind betroffen

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen befürchtet einen weiteren Anstieg der Opferzahl. Der Landesdirektor für Pakistan in Islamabad, Wolfgang Herbinger, sagte im rbb-inforadio, die Flut sei nicht überstanden, viele Gebiete stünden noch unter Wasser. Außerdem drohe eine Lebensmittelknappheit.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind etwa 14 Millionen Menschen von der Katastrophe betroffen, davon sechs Millionen Kinder. Sechs Millionen Flutopfer benötigen dringend Hilfe.

Spendenkonten

Hilfsorganisationen rufen zu Spenden für die Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan auf. Spendenkonten im Überblick, meist sind auch Online-Spenden möglich:

Diakonie Katastrophenhilfe: Kennwort "Fluthilfe Pakistan", Konto 50 27 07, Postbank Stuttgart BLZ 600 100 70 (www.diakonie-katastrophenhilfe.de).

Caritas: Kennwort "Fluthilfe Pakistan", Konto 202, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ 660 205 00 (www.caritas.de/spenden).

Deutsche Welthungerhilfe: Konto 1115, Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98 (www.welthungerhilfe.de).

UNICEF: Kennwort "Nothilfe Pakistan", Konto: 30 00 00, Bank für Sozialwirtschaft Köln, BLZ 370 205 00 (www.unicef.de).

Kindernothilfe: Kennwort "Pakistan", Konto 45 45 40; KD Bank, BLZ 350 601 90 (www.kindernothilfe.de).

Ärzte ohne Grenzen: Kennwort "Pakistan und andere", Konto: 970 97, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.aerzte-ohne-grenzen.de).

Deutsches Rotes Kreuz: Kennwort "Pakistan", Konto 41 41 41, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.DRK.de/spenden).

Christoffel-Blindenmission: Kennwort "Nothilfe Pakistan", Konto 2020, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.cbm.de).

Aktion Deutschland hilft: Kennwort: "Flut Pakistan", Konto 10 20 30, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 (www.aktion-deutschland-hilft.de). SMS mit Pakistan an Nr. 81190 (5 Euro plus Gebühr).

Oxfam: Kennwort "Fluthilfe Pakistan", Konto 13 13 13, Bank für Sozialwirtschaft, 370 205 00 (www.oxfam.de)

Save the Children: Kennwort "Pakistan Flut", Konto 929, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00 (www.savethechildren.de).

Spendenberatung: Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), Berlin, Tel. 030/839001-0; www.dzi.de.

hen/dpa/epd