Deutsche Urlauberin in San Francisco erschossen
Sie wollten ihr Hochzeitsjubiläum feiern. Doch ein Urlaub in Kalifornien endete für ein deutsches Ehepaar tragisch: Die Frau geriet in San Francisco mitten im Touristenviertel in die Schusslinie jugendlicher Täter. Sie starb. Ihr Mann blieb unverletzt.
10.08.2010
Von Barbara Munker

Sie schlenderten durch das Theaterviertel von San Francisco, als die tödlichen Schüsse fielen. Eine Urlauberin aus dem nordrhein-westfälischen Minden ist in der kalifornischen Metropole vor den Augen ihres Mannes auf offener Straße erschossen worden. Das Ehepaar wollte gerade in sein Hotel in der Innenstadt zurückkehren, als eine Kugel die 50-Jährige traf.

Mechthild S. starb wenig später im Krankenhaus. Ein Streit unter Jugendlichen war ihr zum Verhängnis geworden. Die Eheleute waren im US-Urlaub, weil sie den 50. Geburtstag der Frau und ihr Hochzeitsjubiläum feiern wollten. Das Touristenviertel gilt eigentlich als sicher. In den Straßen von San Francisco löste die Bluttat am Sonntagabend Bestürzung aus. Sie setzte eine groß angelegte Fahndung nach den Tätern in Gang. Ein 18 Jahre alter Tatverdächtiger ist bereits in Haft. Die beliebte Stadt an der Westküste sorgt sich auch um ihr gutes Image bei Reisenden.

Betroffenheit im Heimatort

"Die Frau war im falschen Moment am falschen Ort", sagte der stellvertretende deutsche Generalkonsul Eberhard Brockmann der Nachrichtenagentur dpa. Sie war nicht das einzige Opfer. Ein 15 Jahre alter Junge und eine 19-jährige Frau wurden ebenfalls von Kugeln getroffen. Allerdings kamen sie mit leichten Verletzungen davon. Ehemann Stefan S. blieb unversehrt, obwohl er gleich neben seiner Frau über die Straße lief. "Er steht natürlich unter Schock", sagte Brockmann. Nach Medienberichten ist er bereits auf der Rückreise nach Deutschland. Das Paar hat zwei Söhne, die nicht mit ihren Eltern unterwegs waren.

Die Eheleute waren auf einer mehrwöchigen Reise durch Kalifornien. Sie wollten den Geburtstag der Grundschulleiterin und ihr Hochzeitsjubiläum feiern. Mitte Juli waren sie in Los Angeles gestartet, an diesem Samstag sollte der Urlaub zu Ende gehen.

Die Menschen in Minden trauerten am Dienstag um das Opfer. "Unter den Bürgern herrscht schwere Betroffenheit", sagte Mindens stellvertretender Bürgermeister Peter Kienzle am Dienstag. "Die Leute sind schockiert." Die zweifache Mutter habe an einer Mindener Grundschule als Rektorin gearbeitet und sei "sehr beliebt" gewesen. "Sie war ausgesprochen engagiert und anerkannt." Die 50-Jährige war seit 1995 an der Grundschule tätig. Im Februar war sie zur Leiterin ernannt worden.

Eigentlich kein gefährliches Viertel

In San Francisco hatten sich die Reisenden ein gutes Hotel im Ausgehviertel, nahe der berühmten Cable-Car-Bahn, ausgesucht. Eine Gegend, in der man abends eigentlich ohne Bedenken spazieren geht. Street-Shootings, bei denen Passanten nicht die Zielscheibe sind, sondern nur zufällig in den Kugelhagel rivalisierender Banden geraten, gibt es in San Francisco selten, in dem Touristenviertel so gut wie nie.

Mechthild S. wurde der Streit zwischen mehreren Jugendlichen bei einer Party in einem Privatclub zum Verhängnis. "Es war einfach eine Gruppe von Leuten, die auf eine andere Gruppe schoss", sagte der stellvertretende Polizeichef Jeff Godown am Montag. Ob es sich um einen Kampf zwischen zwei Gangs handelte, war zunächst unklar.

Das Viertel sei eigentlich nicht gefährlich. Es gebe jedoch viele Nachtclubs, wo es in letzter Zeit Probleme und auch Schießereien gegeben hätte, sagte ein Journalist vom lokalen Sender KTVU. Angeblich gab es nach dem Vorfall eine weitere Tat, bei der Schüsse fielen.

Deutscher Konsul: "San Francisco ist eine sichere Stadt"

Die Beamten wollen Videoaufnahmen auswerten und Augenzeugen befragen. Der Straßenabschnitt mit vielen Einschüssen und Blutspuren war am Montag zur Spurensuche mit Bändern abgesperrt. Fünf Teenager wurden von der Polizei in Gewahrsam genommen, vier kamen später auf freien Fuß. Ein 18-Jähriger sitzt in Haft. Er soll wegen Mordes angeklagt werden, berichtete KTVU.

Der Bürgermeister der Stadt, Gavin Newsom, verurteilte die Tat als "sinnlose Gewalt". Er sprach der Familie des Opfer sein Beileid aus. Man wolle künftig mehr tun, um solche Verbrechen zu verhindern. San Francisco lebt vom Tourismus. Weltweite Schlagzeilen über Schießereien im vermeintlich sicheren Herzen der Stadt sind nicht gewünscht.

Im vergangenen Jahr kamen mehr als 15 Millionen Besucher nach San Francisco, rund 200.000 davon aus Deutschland, schätzt das örtliche Fremdenverkehrsamt. Besucher sollten nicht in Panik verfallen, meinte Generalkonsul Brockmann. Er lobte San Francisco als "sichere Stadt": "So etwas kann überall auf der Welt passieren." Auch Thilo Krause-Dünow vom Visit USA Comittee sagte, der Fall der deutschen Touristin sei die Ausnahme, nicht die Regel.

dpa