Krisensitzung: Waldbrand nahe Atomanlage Majak
Russische Behörden in der Ural-Stadt Osersk wollen bei einer Krisensitzung beraten, wie sich ein Übergreifen der schweren Waldbrände auf die Atomanlage Majak verhindern lässt.

Für Osersk gilt wegen der nahen Brände der Ausnahmezustand. Bürgermeister Viktor Trofimtschuk will nun zusätzliche Schritte ergreifen, um die Gefahr abzuwenden. Das berichtete der Radiosender Echo Moskwy am Dienstag. Der russische Atomkonzern Rosatom warnte vor Panikmache.

Greenpeace besorgt wegen atomarer Altlasten

Das Feuer sei etwa 80 Kilometer von Majak entfernt. Deshalb sei das große Atommüllaufbereitungs- und Lagerungszentrum nicht bedroht, sagte Rosatom-Vertreter Sergej Nowikow. "Es gibt derzeit keine Gefahr für die Stadt oder die Anlage." Bürgermeister Trofimtschuk hatte auch Picknicks in den Stadtparks und umliegenden Wäldern verboten. Experten befürchten, dass die Waldbrände radioaktiv verseuchte Böden aufwirbeln und das Strahlengift in andere Regionen tragen.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace äußerte sich besorgt über die immer neuen Nachrichten, dass das Feuer auch auf Atomanlagen übergreifen könnte. Die Brände könnten schwere Folgen haben, warnte Greenpeace-Atomexperte Christop von Lieven in der "Neuen Presse" (Dienstag) aus Hannover. Vor allem die Feuer vor Majak 1.500 Kilometer östlich von Moskau seien gefährlich. Majak war 1957 Schauplatz der größten Atomkatastrophe vor Tschernobyl (Ukraine) von 1986.

"Es liegt viel radioaktives Material in der Umgebung, viel Material wurde damals einfach in einem See versenkt", sagte Lieven. Majak gelte bis heute als der größte radioaktiv belastete Ort und damit als eines der gefährlichsten Gebiete der Welt.

Täglich sterben rund 700 Menschen an Hitze-Folgen

Nach Angaben des Zivilschutzes wurde ein Feuer am Kernforschungszentrum Sneschinsk nahe Tscheljabinsk im Ural gelöscht. Die Einsatzkräfte blieben aber in der Region, um die Lage zu überwachen, teilte die Behörden der Agentur Interfax mit.

In ganz Russland wüten seit Wochen die schwersten Waldbrände in der Geschichte des Landes. Medien zufolge starben zwei Einsatzkräfte am Montag, als sie von umstürzenden Bäumen in einem Wald erschlagen wurden. Damit stieg die Gesamtzahl der Toten bei den Bränden nach offiziellen Angaben auf 54. Hilfsorganisationen gehen von deutlich mehr Toten aus. Insgesamt war die Situation weiter gespannt.

Die von einer Jahrhunderthitze und einer schweren Dürre begleiteten Brände haben Russland in eine schwere ökologische, wirtschaftliche und humanitäre Katastrophe gestürzt. In der Hauptstadt Moskau leiden die Menschen seit Tagen unter giftigem Smog. Die Zahl der Menschen in der Stadt, die an den Folgen der Hitze sterben, hat sich auf mehr als 700 täglich verdoppelt.

dpa