TV-Tipp des Tages: "Tatort: Nur ein Spiel" (BR)
Alle hatten ein anderes Motiv, aber jeder das selbe Ziel: Rache. Die Münchener Kommissare Leitmayr und Batic müssen in dieser Tatort-Folge eine richtig harte Nuss knacken.
09.08.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Tatort: Nur ein Spiel", 10. August, 21.45 Uhr im Bayrisches Fernsehen

Der gedemütigte Schwiegersohn, der einstige Liebhaber der früh verstorbenen Gattin, die schikanierten Mitarbeiter: Rolf Mading, Chef einer angesehenen Werbeagentur, hatte offensichtlich nicht all zu viele Freunde. Weggefährte war zuletzt allein noch der Vizevorstand der von Mading gegründeten Stiftung "Initiative Bayern", doch auch er profitiert vom gewalttätigen Ableben: Übernimmt er doch nun den Vorstandsposten und darf sich außerdem über eine Spende von 12 Millionen Euro freuen.

Peter Zingler und Ulli Stephan erzählen im Jubiläums-"Tatort" mit dem Titel "Nur ein Spiel" eine verzwickte Geschichte, die sich alsbald als Familiendrama entpuppt. Düsterstes Kapitel ist der Tod der Gattin. Sie starb bei einem Autounfall. Der Fahrer (Martin Feifel) wurde verknackt, weil er im Kokainrausch war; doch er schwor, sein Wagen sei abgedrängt worden und belastete Mading. Der wiederum fand damals im leitenden Staatsanwalt einen willigen Komplizen; heute ist der Mann just jener Stiftungsvorstand, der Mading seinen gesellschaftlichen Aufstieg zu verdanken hat. Weiß man dann noch, dass der Aufschwung von Madings Agentur allein auf der anonymen Mitarbeit eines offenbar genialen Werbe-Fachmanns beruht, ahnt man, wie komplex dieser Krimi tatsächlich ist.

Zwei Mitwirkende ficht das allerdings überhaupt nicht an: Udo Wachtveitl und Miro Nemec spielen ihre ganze Routine aus und wirken auch in Fall Nummer vierzig so unverbraucht wie einst zu Beginn des Jahres 1991, als sie ihren ersten Mord aufklärten ("Animals"). Nicht minder wichtig wird für Regisseur Manuel Siebenmann der Mann hinter der Kamera gewesen sein, denn Jochen Stäblein sorgte dafür, dass man den flirrenden, strahlend hellen Aufnahmen der wie ausgestorben wirkenden Stadt die August-Hitze an Mariä Himmelfahrt auch ansieht. Selbst den Mord, der allerdings außerhalb des Bildes stattfindet, inszenieren Siebenmann und Stäblein als ästhetisches Ereignis.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).