Behörden schließen Moschee in Hamburg
Zwei Tage vor Beginn des Ramadan haben die Behörden in Hamburg eine Moschee geschlossen. Der als extremistisch geltende Trägerverein wurde zugleich verboten. Polizisten durchsuchten am frühen Montagmorgen das islamische Gotteshaus im Stadtteil Sankt Georg und beschlagnahmten Beweismittel.

Schlag gegen die islamistische Szene: Die Hamburger Sicherheitsbehörden haben die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 weltweit bekannt gewordene ehemalige Al-Quds-Moschee geschlossen und ihren Trägerverein verboten. "Der Verein hat über Jahre seine aggressive und demokratiefeindliche Ideologie und Religionsauffassung verbreitet", begründete Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) den Schritt. Das mittlerweile in Masjid-Taiba-Moschee umbenannte Zentrum sei der Hauptanziehungspunkt der dschihadistischen Szene gewesen. "Die Moschee wird nun versiegelt. Damit hat der Spuk hinter den Mauern am Steindamm endlich ein Ende."

Am Montagmorgen hatten Polizisten die Moschee sowie vier Wohnungen von Vorstandsmitgliedern des Vereins durchsucht und Beweismittel beschlagnahmt. Die vom "Taiba, Arabisch-Deutscher Kulturverein e.V." getragene Moschee im Stadtteil Sankt Georg war schon nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den Fokus der Behörden gerückt. In ihr hatten sich Mohammed Atta und die anderen Attentäter der "Hamburger Zelle" getroffen. Zuletzt hatte eine Gruppe aus dem Umfeld der Moschee im März vergangenen Jahres für Schlagzeilen gesorgt. Die Männer wurden im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet aufgespürt, als sie auf dem Weg in ein Ausbildungscamp für "Gotteskrieger" waren.

"Mehrheit der Muslime friedliebend"

Die Bedrohung durch islamistischen Terror halte unvermindert an, sagte Ahlhaus. "Auch Deutschland steht nach wie vor im Fokus islamistischer Terrorgruppierungen." Es gebe allerdings keine konkreten Hinweise auf bevorstehende Anschläge in Deutschland. Das Verbot sei ein wichtiges Zeichen gegen den islamistischen Terror. Die Maßnahme richte sich ausdrücklich nicht gegen die ganz überwiegende Mehrheit der friedliebenden Muslime in der Stadt, betonte Ahlhaus.

Es gehe auch darum, der islamistischen Szene ein Symbol wegzunehmen, sagte der Leiter der zentralen Hamburger Anti-Terror-Koordinierungsstelle, Lothar Bergmann. Die rechtlichen Hürden für ein Verbot seien sehr hoch gewesen - trotz des einschlägig islamistischen Personenkreises, der dort verkehrte. Der stellvertretende Leiter des Hamburger Verfassungsschutzes, Manfred Murck, schätzte die Zahl der Dschihadisten in der Hansestadt auf 45. Die Freitagsgebete in der Moschee am Steindamm hätten regelmäßig 200 bis 250 Menschen besucht.

dpa