Bonner Klimagespräche ohne konkrete Fortschritte
Vier Monate vor der Weltklimakonferenz in Mexiko kommen die internationalen Verhandlungen über ein neues Klimaschutzabkommen nur äußerst schleppend voran. Die Europäische Union und die USA beklagten zum Abschluss fünftägiger UN-Gespräche von 178 Staaten in Bonn sogar teilweise Rückschritte gegenüber dem Kopenhagener Klimagipfel Ende 2009.

Die neue Leiterin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, sprach dennoch von guten Fortschritten, die aber noch längst nicht ausreichten. Die Staaten müssten nun entscheiden, welche Art von Vereinbarungen sie überhaupt im Dezember im mexikanischen Cancún treffen wollten, betonte die Costaricanerin Figueres. Die Verabschiedung eines Folge-Abkommens zum Kyoto-Protokoll in Cancún wird immer unwahrscheinlicher. Vom 4. bis 9. Oktober findet eine weitere Vorrunde der Gespräche im chinesischen Tianjing statt. "Wir können uns diese Verhandlungen im Schneckentempo nicht leisten", protestierte die Umweltstiftung WWF.

In Kopenhagen waren nur wenige nicht bindende Vereinbarungen erzielt worden, um den weltweiten Temperaturanstieg auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Ziele zur Minderung von Treibhausgasen bis 2050 sind im Abschlussdokument nicht aufgeführt, die Staaten konnten aber jeweils eine Zusage dazu machen. Als Klimahilfen an Entwicklungsländer sind insgesamt 30 Milliarden US-Dollar für die Jahre 2010 bis 2012 vorgesehen. Bis 2020 sollen diese Mittel auf jährlich 100 Milliarden Dollar steigen.

Kyoto-Protokoll läuft aus

Hauptstreitpunkte blieben auch in Bonn die Reduzierung der Treibhausgase in Industrie- und Schwellenländern sowie die Finanzierung von Klimahilfen an die ärmsten Staaten. Im Kyoto-Protokoll hatten sich die Industriestaaten, allerdings ohne die USA, auf eine Verringerung ihrer CO2-Emissionen um durchschnittlich 5,2 Prozent bis 2012 gegenüber 1990 verpflichtet. Figueres wirbt für eine Übergangslösung, damit nach dem Auslaufen der ersten Kyoto-Periode keine rechtliche Lücke entsteht.

Als Rückschlag wurde in Bonn gewertet, dass ein Energie- und Klimagesetz aus dem US-Senat zurückgezogen worden war. Damit könne Washington auch in Cancún kaum verbindliche Klimazusagen machen, hieß es. Der US-Unterhändler Jonathan Pershing bekräftigte am Freitag gleichwohl die Entschlossenheit von Präsident Barack Obama, gegen den Klimawandel vorzugehen. 

epd