Naomi Campbell erhielt Diamanten geschenkt
Supermodel Naomi Campbell hat am Donnerstag in Den Haag als Zeugin im Kriegsverbrecherprozess gegen den liberianischen Ex-Diktator Charles Taylor ausgesagt. Dabei ging es um die Frage, ob Campbell 1997 illegal erworbene "Blutdiamanten" von Taylor bekam, der wegen Kriegsverbrechen in Sierra Leone angeklagt ist.

Campbell sagte aus, sie habe 1997 nach einem Dinner des damaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela, an dem auch Taylor teilnahm, von zwei Männern einen Beutel mit ein paar "sehr kleinen, schmutzig aussehenden Steinen" erhalten. Sie habe vermutet, dass sie von Taylor stammten, sei aber nicht sicher.

Vor ihrer Aussage schwor Campbell auf die Bibel. Sie trug ein cremefarbenes Kleid, das Knie und Arme bedeckte, sowie Plateau-Sandalen und hatte das Haar hochgesteckt. An dem Dinner nahm auch die Schauspielerin Mia Farrow teil, die am Montag gehört werden soll.

Das Sondertribunal erhoffte sich von Cambells Aussage Aufschluss über illegale Geschäfte Taylors. Der heute 62-Jährige soll mit Hilfe von Rebellentruppen Diamanten geraubt und damit Waffen für den Bürgerkrieg in den 90er Jahren in Sierra Leone finanziert haben. Die RUF-Rebellen galten als besonders grausam, da sie vielen Zivilisten Arme oder Beine abhackten.

Männer brachten nachts die Diamanten

Nach Aussage Campbells hatten sich die beiden Männer nicht vorgestellt, die damals in der Nacht an ihre Tür klopften und ihr den Beutel mit den Worten "Ein Geschenk für Sie" überreichten. Was mit den Diamanten geschah, ist strittig. Die Schauspielerin sagte, sie habe sie einem Vertreter des Nelson-Mandela-Kinderfonds übergeben, was die Organisation aber abstreitet.

Taylor, der von 1997 bis 2003 Präsident von Liberia war, muss sich für elf Anklagepunkte vor dem Sierra-Leone-Tribunal verantworten. Darunter sind Morde, Vergewaltigungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Er plädierte auf nicht schuldig. Taylor war nach seinem Sturz nach Nigeria ins Exil gegangen und 2006 festgenommen worden.

Das Tribunal hatte die Vernehmung Campbells angeordnet, die für ihre Wutanfälle berüchtigt ist. Sie erschien verspätet bei Gericht. Auf Fragen antwortete sie höflich und ruhig, beklagte aber, dass die Zeugenaussage ihr große Umstände mache. Die 40-Jährige hatte ein Kamera-Verbot für ihre Ankunft durchgesetzt. Ihre Aussage wurde jedoch vom Gericht im Internet übertragen.

epd