TV-Tipp des Tages: "Ein verlockendes Angebot" (Arte)
Jan und Maria sind ein glückliches Paar irgendwo in Thüringen, haben eine wundervolle kleine Tochter und bauen ein Haus. Ein Tages verliert Maria ihre Arbeit und das Geld reicht nicht mehr, um den Hausbau zu beenden.
05.08.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Ein verlockendes Angebot", 6. August, 20.15 Uhr auf Arte

Das Leben könnte so schön sein. Jan und Maria sind ein glückliches Paar irgendwo in Thüringen, haben eine wundervolle kleine Tochter und bauen ein Haus. Er ist Kfz-Mechaniker, sie Köchin. Doch dann verliert Maria ihre Arbeit: Der Dorfgasthof schließt. Nun reicht das Geld nicht mehr, um den Hausbau zu beenden. Die Rettung naht in Gestalt eines Berliner Hoteliers: Georg Stolzenberg hat auf der Durchreise eine Kostprobe von Marias Kochkunst erlebt und ist ihren böhmischen Spezialitäten auf der Stelle verfallen. Eigentlich wollte er das frisch geerbte Traditionshaus ja verkaufen, doch nun wird Maria zu seinem „Silberstreif“: Er will sie zum Mittelpunkt des Restaurants machen. Aber dafür müsste sie natürlich nach Berlin. Jans Alternative, zu seiner Mutter zu ziehen, ist allerdings auch nicht verlockend…

Es ist keine besonders große Geschichte, die die Autorinnen Güzin Kar und Laila Stieler erzählen, zumal sie unübersehbar an ein beinahe gleichnamiges Hollywood-Vorbild („Ein unmoralisches Angebot“) erinnert: Hier wie dort wird die Ehe einer Prüfung auf Herz und Nieren unterzogen, denn die einsame Maria erliegt schließlich dem werbenden Charme ihres Chefs, während Jan zum Zentrum diverser Mütter wird und gleichfalls nicht widerstehen kann. Aber es ist ein Film mit fabelhaften Schauspielern. Auch wenn Christiane Paul als Persönlichkeit vielleicht eine Nummer zu groß für die Rolle Marias ist, die für eine unlängst eingewanderte Tschechin ohnehin verblüffend perfekt deutsch spricht: Gerade die Männerrollen sind sehr treffend und vorzüglich besetzt. Devid Striesow (Jan) ist ohnehin grundsätzlich sehenswert. Für Richy Müller gilt das nicht minder. Er versieht den Hotelier mit enorm viel Ruhe und Gelassenheit. In exakt dieser Stimmung hat Tim Trageser den Film auch inszeniert; selbst der unvermeidliche Ehekrach ist wohltemperiert. Kein Werk, dass in die Fernsehgeschichte eingehen wird, aber eine hübsche, unaufgeregt erzählte und mit manch pikantem Detail gewürzte Geschichte über eine Wochenend-Ehe.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).