Kirchen dringen auf Fortschritte bei atomarer Abrüstung
Zum 65. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki dringen die evangelische und die katholische Kirche auf Fortschritte bei der atomaren Abrüstung.

Die Erinnerung an den Tod Hunderttausender sei bis heute Mahnung, jeden weiteren Einsatz von Atomwaffen zu verhindern, schreiben der evangelische Friedensbeauftragte Renke Brahms und der "pax christi"-Präsident, der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen, in einer gemeinsamen Stellungnahme, die am Mittwoch in Hannover und Berlin veröffentlicht wurde. Am Ende des Zweiten Weltkrieges hatten die USA am 6. und 9. August 1945 zwei Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. Hunderttausende Menschen starben sofort und an den Folgen der Verstrahlung.

Solange Atomwaffen existierten, bestehe die Gefahr ihrer weiteren Verbreitung, warnen die Kirchenvertreter. Sie geben zu bedenken, dass jede zivile Nutzung von Atomkraft das Risiko beinhalte, dass für zivile Zwecke hergestelltes Material in waffenfähiges umgewandelt werde. Nur mit der Überwindung der atomaren Abschreckung durch Ächtung und vollständige Abrüstung aller Massenvernichtungsmittel lasse sich die von Atomwaffen ausgehende Gefahr bannen.

Kritisch äußern sich die Kirchenvertreter zu den Ergebnissen der New Yorker Konferenz zum Nichtverbreitungsvertrag, die im Mai zu Ende ging. Deren Abschlussdokument bedeute noch keinen Fortschritt im Blick auf die nukleare Abrüstung. Das Fehlen eines konkreten Zeitplans sei das falsche Signal der Atommächte gegenüber der Mehrheit der Staaten, die sich zum Verzicht auf Atomwaffen verpflichtet haben. "Zur Verhinderung von nuklearer Aufrüstung und der Verbreitung von Atomwaffen reicht es nicht aus, längst Vereinbartes erneut zu bekräftigen", schreiben Brahms und Algermissen. Brahms, leitender Theologe der Bremischen Kirche, ist Beauftragter für Friedensfragen des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Bischof Algermissen steht an der Spitze der katholischen Friedensorganisation "pax christi".

Besonders enttäuschend ist es Brahms und Algermissen zufolge, dass eine Vereinbarung über den Abzug von US-amerikanischen Atomwaffen aus europäischen Staaten wie Deutschland fehlt. Im Abschlussdokument vermissen sie zudem eine Verpflichtung der Atomstaaten, ihre Nukleararsenale nicht weiter zu modernisieren, kein weiteres militärisch nutzbares Spaltmaterial herzustellen und die Vorräte internationaler Kontrolle zu unterstellen.

Von der Bundesregierung erwarten die beiden Kirchen, dass sie internationale Verhandlungen über eine Atomwaffenkonvention unterstützt. Nach dem Vorbild der Vereinbarungen über Chemiewaffen und Antipersonenminen soll diese Konvention die Abschaffung der Atomwaffen durchschaubar und mit einem festen Zeitrahmen regeln.

epd