BP stopft Öl-Bohrloch mit Schlamm und Zement
Vier Monate nach Beginn der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko ist es BP nach eigenen Angaben gelungen, dass Ölloch in 1.500 Meter Tiefe mit Schlamm und Zement zu stopfen.

Das sogenannte "Kill"-Manöver zum Schließen des Öl-Lecks im Golf von Mexiko war nach Angaben des Ölkonzerns BP offensichtlich erfolgreich. Es sei das gewünschte Ergebnis erzielt worden, teilte BP am Mittwoch in London mit. Ein "Meilenstein" sei erreicht.

Die weltweit mit Spannung erwartete Operation "Static Kill" war am Dienstagnachmittag Ortszeit (22 Uhr MESZ) angelaufen. Dabei sollten zunächst schwerer Schlamm und danach Zement unter starkem Druck in die Steigleitung im Meeresboden gepumpt werden. Damit wollte BP endlich eine Lösung finden, um das Ölloch in 1.500 Meter Tiefe im Golf von Mexiko zu stopfen. Das Leck hatte die bisher schwerste Ölkatastrophe ausgelöst.

Zwei kleinere Lecks an der bisherigen provisorischen Abdichtung über dem Bohrloch, die eine Verzögerung der Aktion verursacht hatten, waren zuvor geschlossen worden. Danach wurden mehrere Tests durchgeführt, wie es hieß, so erfolgreich, dass sie schneller abgeschlossen werden konnten als erwartet. Das "Static Kill"-Manöver wird zwischen 33 und 61 Stunden dauern, sagte Admiral Thad Allen, der Einsatzleiter der Regierung.

BP hat mehrere Schiffe im Einsatz, um den schweren Schlamm unter hohem Druck in das Bohrloch zu pressen und so das Öl, das in der Steigleitung nach wie vor nach oben drückt, in die Tiefe zu drängen. Gelingt dies, folgt der Zement.

"Finaler Akt" in einer Woche

"Um ein Bohrloch richtig zu verschließen, muss der Druck vom Bohrlochkopf genommen werden. Man muss irgendetwas in das Bohrloch bringen, das einen Gegendruck zu dem nach oben drückenden Öl erzeugt", erklärte Prof. Matthias Reich, Direktor des Institutes für Bohrtechnik und Fluidbergbau an der TU Bergakademie Freiberg, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Bei dem "schweren Schlamm" handelt es sich nach den Worten Reichs um eine "sehr komplexe Flüssigkeit, die von Experten im Labor zusammengestellt wird. Sie ist zähflüssig und in diesem Fall sehr schwer."

Der "finale Akt" zur Versiegelung steht dann etwa eine Woche später an. Dann wollen die Ingenieure auch das Öl-Reservoir in etwa vier Kilometern Tiefe unter dem Meeresboden verschließen. Bei dieser Operation "Bottom Kill" sollen ebenfalls Schlamm und Zement in die Steigleitung gepumpt werden. Das geschieht durch einen Nebenzugang, der seit Mai gebohrt wird.

Über das tatsächliche Ausmaß der Ölpest gab es seit dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 22. April erhebliche Kontroversen. Zunächst behauptete BP, es strömten lediglich geringe Mengen ins Meer. Dann wurden die Zahlen immer weiter nach oben korrigiert. Die neusten Schätzungen von Forschern hätten eine mögliche Abweichung von plus oder minus zehn Prozent, teilte die US- Regierung mit.

Mexiko will Konzern verklagen

Die mexikanische Regierung will den BP-Konzern auf Schadenersatz verklagen. Das teilte Umweltminister Juan Rafael Elvira Quesada in Mexiko-Stadt mit, wie die Zeitung "Milenio" am Dienstag berichtete. Nach den Worten des Politikers werden die Regierungen Mexikos und der USA im September in Washington das Ausmaß der Schäden beziffern.

Als Sofortzahlung verlange Mexiko 70 Millionen Dollar (etwa 53 Millionen Euro). Noch sei kein Öl in mexikanischen Gewässern entdeckt worden, ergänzte Elvira. Dennoch sei das Ökosystem in Mitleidenschaft gezogen worden.

Nach jüngsten Angaben von Forschern strömten insgesamt 4,9 Millionen Barrel in den Golf von Mexiko - das sind etwa 666.400 Tonnen. Niemals zuvor wurde eine schlimmere Ölpest registriert: Bei der Havarie des Tankers "Exxon Valdez" 1989 vor der Küste Alaskas flossen "nur" etwa 40.000 Tonnen ins Meer. Bisher galt der Bohrinsel-Unfall der "Ixtoc" 1979 als die schwerste Ölpest. Damals flossen etwa eine halbe Million Tonnen ebenfalls in den Golf von Mexiko.

dpa