Wulff legt Duisburger OB den Rücktritt nahe
Bundespräsident Christian Wulff hat den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) an dessen politische Verantwortung für die Loveparade-Katastrophe erinnert. Zwar habe jeder als unschuldig zu gelten, dessen Schuld nicht erwiesen ist. "Doch unabhängig von konkreter persönlicher Schuld gibt es auch eine politische Verantwortung. Das alles wird der Oberbürgermeister genau abwägen müssen", sagte Wulff der "Bild am Sonntag".

Der Bundespräsident regte zudem die Einsetzung eines Ombudsmannes und die Einrichtung eines Hilfsfonds für die Opfer an. Mit einem solchen Fonds könne "schnell und unbürokratisch auch in solchen Fällen geholfen wurde, wo Versicherungen und andere nicht helfen können". Ein Ombudsmann sei geeignet, sich um die Interessen der Hinterbliebenen gegenüber Versicherungen, Amts-Dienststellen und Anwälten zu kümmern.

Auf der Loveparade in Duisburg war es am Samstag vor einer Woche zu einer Massenpanik gekommen. 21 Menschen kamen ums Leben, mehr als 500 wurden verletzt. Gegen den Veranstalter und öffentliche Stellen wurde danach scharfe Kritik laut. Oberbürgermeister Sauerland lehnt einen Rücktritt ab.

Internet als Frühwarnsystem

Der Bundespräsident forderte im Gespräch mit der "Bild am Sonntag" erneut, "organisatorische Konsequenzen" aus der Katastrophe zu ziehen: "In Zukunft muss sichergestellt sein, dass Kinder und Jugendliche bedenkenlos zu Großveranstaltungen fahren können." Wulff fügte hinzu: "Dazu gehört, dass die Verantwortlichen insbesondere das Internet als Frühwarnsystem nutzen. In Internetforen wurde schon früh vor einer Katastrophe mit Toten gewarnt." Ähnlich hatte sich das Staatsoberhaupt bereits am Samstag in einem Interview mit dem WDR-Hörfunksender 1Live geäußert.

Veranstalter hat keinen Kontakt zu Opferfamilien

Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller sagte unterdessen, er habe eine Woche nach der Katastrophe von Duisburg noch keinen Kontakt zu den Opferfamilien aufgenommen. "Ich glaube, das wäre eine falsche Geste", sagte Schaller der "Bild am Sonntag". In der jetzigen Phase der Trauer möchte er nicht stören. "Ich will keine Dinge machen, die von den Angehörigen als provozierend empfunden werden könnten", so Schaller.

Der Unternehmer will sich nach eigenen Angaben zunächst auf die Aufklärung der Katastrophe konzentrieren. Er kündigte an, sich der eigenen Verantwortung zu stellen: "Für mich ist erst einmal wichtig, aufzuklären, wer welche Verantwortung trägt. Und welche Verantwortung wir dabei haben. Und diese Verantwortung werden wir dann tragen. Auch ich persönlich." Ein Treffen mit den Angehörigen der Opfer zieht Schaller für einen späteren Zeitpunkt in Erwägung.

epd