In einer aufgeheizten und teils aggressiven Atmosphäre warfen die Demonstranten auf ihrem Trauermarsch Sauerland und dem Veranstalter des Techno-Spektakels, Rainer Schaller, "Feigheit", "Prestige-Gehabe" und "Profitgier" vor. Auf Transparenten und Flugblättern appellierten die Demonstranten an die Stadtspitze und den Veranstalter, sich endlich ihrer Verantwortung zu stellen. "Kapitalismus tötet", hieß es auf einem Plakat.
Die Teilnehmer der Protestkundgebung sprachen sich zudem gegen die geplante Trauerfeier am Samstag in der Duisburger Salvatorkirche aus. Die Anwesenheit von Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei dem ökumenischen Gottesdienst sei "eine Farce".
Strafrecht und moralische Schuld
Kritik übten die Demonstranten auch daran, dass weder der Oberbürgermeister noch der Veranstalter sich bislang bei den zahlreichen Verletzten in den Krankenhäusern nach deren Befinden erkundigt hätten. Immer wieder skandierten die Kundgebungsteilnehmer vor dem streng gesicherten Rathaus "Sauerland raus" oder "Sauerland weg". Sie mahnten den Oberbürgermeister, dass es nicht nur um Strafrecht gehe, sondern auch um "moralische Schuld".
Vorwürfe wurden auch laut gegenüber den Einsatzkräften der Polizei. Die habe "zu 100 Prozent versagt", lautete die Meinung von Demonstranten. Gegen Ende der Kundgebung, zu der sich kein offizieller Vertreter der Stadt Duisburg blicken ließ, gedachten die Demonstranten in einer Schweigeminute der Toten und den Verletzten der Loveparade, die es nach Veranstalterangaben nach der Katastrophe in Duisburg nie wieder geben wird.
Zehntausende zu Trauerfeier erwartet
Zur der Trauerfeier werden am Samstag Zehntausende Besucher in Duisburg erwartet. Neben Wulff und Merkel will auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kommen. Sauerland will auf eine Teilnahme verzichten, um die aufgebrachten Bürger nicht durch seine Anwesenheit zu provozieren. Der ökumenische Gedenkgottesdienst soll aus der Salvatorkirche live an zahlreiche weitere Orte in der Stadt übertragen werden. Größte Ausweichfläche ist die Duisburger Fußballarena. Rund 25.000 Besucher können dort die Trauerfeier verfolgen. Pläne, die Feier ganz dorthin zu verlegen, wurden inzwischen wieder fallengelassen.
Die gut einstündige Zeremonie wird außerdem auf Großleinwänden in rund 20 katholischen und evangelischen Kirchen der Stadt zu sehen sein. Die ARD berichtet live. Auf dem Vorplatz der Salvatorkirche und im Freihafen wird es, entgegen den ursprünglichen Planungen, keine Übertragungen geben. Die 550 Sitzplätze in der evangelischen Salvatorkirche sind reserviert für Angehörige, Verletzte sowie für Besucher, die die Kirchengemeinde ausgewählt habe, teilte die nordrhein-westfälische Staatskanzlei am Donnerstag in Düsseldorf mit.