Nonne stirbt bei Anschlag auf ukrainische Kirche
Bei einem Sprengstoffanschlag auf die Kathedrale der ukrainischen Stadt Saporoschje ist am Mittwoch Medienberichten zufolge eine 80 Jahre alte Nonne getötet worden. Mindestens acht weitere Menschen wurden bei der schweren Explosion im Südosten der Ukraine verletzt.

Die Kathedrale gehört zum Moskauer Patriarchat der russisch-orthodoxen Kirche. Der blutige Zwischenfall ereignete sich am letzten Tag eines im Land heftig umstrittenen Besuchs des Moskauer Patriarchen Kyrill I. in Kiew. Kyrill will die gespaltene ukrainische Orthodoxie vereinen und sie wieder unter das Dach Moskaus holen. Dabei geht es in erster Linie um eine Wiedervereinigung des Moskauer und des Kiewer Patriarchats. Daneben gibt es aber noch andere ukrainische Orthodoxe. Viele dieser nationalistisch gesinnten Christen sind für die Eigenständigkeit ihrer Kirche als Symbol für die Unabhängigkeit des Landes.

Der Sprengsatz mit einer Wucht von 500 Gramm TNT detonierte am späten Nachmittag in einer Ecke des Gotteshauses. Die Hintergründe des Anschlags waren zunächst unklar. Unter den Verletzten war auch die 80 Jahre alte Nonne, die auf dem Operationstisch in einem Krankenhaus starb. Zuvor hatte Kyrill in Kiew bei einem landesweit im Fernsehen übertragenen Gottesdienst für die Einheit der orthodoxen Kirche geworben. Der Kiewer Patriarch Filaret hatte sich für eine Wiederannäherung beider Kirchen ausgesprochen.

Zwischen West und Ost gespalten

Ukrainische Nationalisten befürchten jedoch nach dem Regierungswechsel in Kiew und dem Amtsantritt des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, dass die russisch-orthodoxe Kirche ihren Einfluss erheblich ausweitet. Bei Protesten gegen die neuntägige Rundreise Kyrills waren in den vergangenen Tagen zahlreiche Demonstranten festgenommen worden. Die Ex-Sowjetrepublik ist ein tief gespaltenes Land - mit starken nationalistischen Tendenzen im Westen und einer von der russischen Tradition geprägten Bevölkerung im Osten.

Grund für den Besuch Kyrills war der Jahrestag der Taufe des Heiligen Wladimirs, des ersten Fürsten Kiews, der die Christianisierung des Landes einleitete. Die slawischen orthodoxen Christen feiern am 28. Juli mehrheitlich den Tag der Taufe Russlands vor mehr als 1000 Jahren. Der Taufort liegt in der heutigen Ukraine. Kyrill lobte Staatschef Janukowitsch als "tief gläubigen Christen" und verlieh ihm den Heiligen-Wladimir-Orden, den höchsten Kirchenorden. Im Unterschied zu der Anfang des Jahres abgewählten prowestlichen Führung unter Präsident Viktor Juschtschenko und Regierungschefin Julia Timoschenko verfolgt die prorussische Führung eine offensive Annäherung an Moskau auch in Kirchenfragen.

dpa