TV-Tipp: "So glücklich war ich noch nie" (ZDF)
Peter ist in seiner eigenen Wohnung zusammengeschlagen worden, weil man ihn für Frank gehalten hat. Frank ist ein Trickbetrüger, der seinen Mitmenschen regelmäßig das verspricht, was sie hören wollen.
28.07.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"So glücklich war ich noch nie", 2. August, 20.15 Uhr im Zweiten

Normalerweise laufen die Filme aus der ZDF-Redaktion "Das kleine Fernsehspiel" nach Mitternacht. Über frühere Sendetermine würde man sich vermutlich nicht beklagen, aber außerhalb der normierten Sendezeit genießen die Filme immerhin gewisse Freiheiten, was Stoffe und Umsetzung angeht. Einmal im Jahr gibt es die Debütreihe "Gefühlsecht", und immer wieder mal widerfährt einem der Werke die Ehre, sich als "Fernsehfilm der Woche" montags um 20.15 Uhr zu probieren. In diesem Jahr hat es die Tragikomödie "So glücklich war ich noch nie" von Alexander Adolph getroffen. Der ist für einen Debütanten zwar schon etwas alt (Jahrgang 1965) und ohnehin alles andere als ein Neuling (Adolf-Grimme-Preis und Deutscher Fernsehpreis für die Entwicklung der ZDF-Krimireihe "Unter Verdacht"), hat aber bei diesem Film erstmals Regie geführt; und das durchaus ordentlich.

Die Bildsprache (Kamera: Jutta Pohlmann) ist nicht weiter auffällig, die Hauptdarsteller haben enorm viel Erfahrung: Viel konnte ohnehin nicht schief gehen. Nur einmal unterläuft Adolph ein Lapsus, als er sein Publikum unterschätzt: Da glaubt er, eine Hand in Nahaufnahme zeigen zu müssen, obwohl sie die ganze Zeit am Bildrand zu sehen ist. Sie gehört Peter, dem Bruder der Hauptfigur, und dass man zunächst nur Peters Hand sieht, ist ein schönes Beispiel für Adolphs lakonische Erzählweise: Peter (Jörg Schüttauf) ist in seiner eigenen Wohnung zusammengeschlagen worden, weil man ihn für Frank gehalten hat. Frank (Devid Striesow) ist ein Trickbetrüger, ein Hochstapler, der seinen Mitmenschen regelmäßig exakt das verspricht, was sie hören wollen. Das hat ihm zwei Jahre Gefängnis eingebracht. Nun ist er wieder draußen und möchte eigentlich gern ein bürgerliches Leben führen, aber erstens kann er nicht aus seiner Haut, und zweitens ist da noch Tanja (Nadja Uhl), eine Prostituierte, in die er sich verliebt hat. Frank will Tanja um jeden Preis aus ihrem Bordell befreien; doch dafür braucht er Geld, viel Geld.

Die Frau, die ihren Kunden Liebe verkauft, und der Mann, der seine Opfer für ihre Träume bezahlen lässt: Schon allein diese Kombination ist eine wunderbare Idee. Devid Striesow ist ohnehin ein Garant für erstklassige Schauspielkunst, zumal er hier nicht bloß eine, sondern viele verschiedene Figuren spielen darf, weil Frank ständig in andere Rollen schlüpft. Eins jedoch haben alle gemeinsam: „Es wird alles gut“, versichert Frank immer wieder, weshalb man früh schon ahnt, dass der kurze Moment des Glücks, der ihm endlich zuteil wird, nur von kurzer Dauer sein wird.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).