Trauerfeier für Opfer der Loveparade-Tragödie
Am Samstag wird es in Duisburg eine Trauerfeier für die Opfer der Loveparade-Katastrophe geben. Teilnehmen werden auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff.

Die Spitzen des Staates wollen am Samstag bei einer Trauerfeier der Opfer der Loveparade-Katastrophe gedenken. In Duisburg werden Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet. Den ökumenischen Gottesdienst um 11 Uhr in der Duisburger Salvatorkirche leiten der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider. Der Gottesdienst wird auf Großleinwände vor der Kirche und auf Freiflächen des Innenhafens übertragen.

Die Universität Münster will bereits an diesem Mittwoch einen ökumenischen Trauergottesdienst halten. Unter den 20 Opfern seien drei Studentinnen der Universität, teilte die Hochschule mit. Zwei von ihnen stammten den Angaben nach aus Spanien, eine weitere aus Gelsenkirchen. Der Bund der Katholischen Jugend lädt bereits für Mittwoch um 20 Uhr in die Duisburger Kirche Christus König zu einem Gottesdienst zum Gedenken an die Opfer ein.

Bei der Suche nach den Ursachen für den Tod von 20 Menschen wurde am Dienstag Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) weiter belastet. Die Leichen der Opfer wurden drei Tage nach dem Unglück zur Bestattung freigegeben. Wer die Familien und Angehörigen der Todesopfer und über 500 Verletzten entschädigt, wird sich wohl erst in einem langwierigen Verfahren zeigen.

Sauerland soll nach einem Bericht der WAZ-Mediengruppe bereits vier Wochen vor der Veranstaltung von den massiven Bedenken des Bauordnungsamtes gegen das vorgelegte Sicherheitskonzept informiert worden sein. Der OB, der einen Rücktritt bisher abgelehnt hat, will dagegen von einem Widerspruch gegen die Veranstaltung nichts gewusst haben.

Die Polizei wies Vorwürfe, sie habe die Massenpanik am Zugangstunnel des Geländes ausgelöst, als Spekulation zurück. Loveparade-Veranstalter Thomas Schaller hatte der dpa erklärt, zur Katastrophe habe eine «verhängnisvolle Anweisung» der Polizei geführt, die Schleusen vor dem Tunnelzugang auf dem Gelände zu öffnen. Die Veranstalter hätten dagegen 10 der 16 Schleusen geschlossen gehalten, weil Überfüllung drohte.

Die Polizei in Köln, die nach dem tragischen Ende der Loveparade ermittelt, erklärte dazu: «Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in der Lage zu sagen, was der Auslöser war für das Ganze, wie es sich ereignet hat», sagte eine Sprecherin. Ob es die Anweisung der Polizei gab, bestätigte oder dementierte sie nicht.

Am neuralgischen Punkt zwischen Tunnel und Aufstiegsrampe des Festgeländes waren im entscheidenden Moment am Samstagnachmittag viel zu viele Menschen. Dagegen sind die Gesamt-Besucherzahlen inzwischen stark revidiert worden: Drei Tage nach der Katastrophe erscheinen Schätzungen von etwa 200 000 Menschen auf dem gesamten Loveparade- Gelände als plausibel. Es war für maximal 250 000 zugelassen.

Drei Tage nach der Katastrophe schwiegen die meisten Verantwortlichen ebenso wie Sauerland. Die von vielen Betroffenen erhoffte Entschuldigung blieb aus. Juristisch allerdings ist es aus Expertensicht das einzig mögliche Verhalten, da sich die Betroffenen sonst versicherungsrechtlich oder strafrechtlich belasten könnten, erläuterte Ekkehart Schäfer, Vizepräsident der Bundesrechtsanwaltskammer der dpa in Berlin.

Schweigeminute im Kabinett

Wer die Opfer der Loveparade-Tragödie entschädigt, ist nach Ansicht von Versicherungsexperten höchst kompliziert und langwierig zu klären. «Es muss sich eine glasklare Verantwortung herauskristallisiert haben, bevor man das zuordnen kann», sagt Katrin Rüter, Sprecherin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Bislang sei noch nicht geklärt, ob der Veranstalter oder die öffentliche Hand haftbar seien. Die Lopavent GmbH als Veranstalterin der Loveparade hatte das Techno-Spektakel mit einer Gesamtdeckungssumme von 7,5 Millionen Euro versichert - doch die Schäden dürften weit höher liegen.

Am Nachmittag befasste sich in Düsseldorf das Kabinett von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) mit der Katastrophe. Innenminister Ralf Jäger (SPD) legte der rot-grünen Regierung einen Bericht zu den tragischen Ereignissen vor. Zu Beginn der Sitzung gedachte das Kabinett in einer Schweigeminute der Opfer.

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, pocht indes auf neue Regelungen für Mega-Events. «Das Sicherheitskonzept für Massenveranstaltungen ist derart anspruchsvoll, dass es nicht allein in den Händen einer Stadtverwaltung liegen darf», sagte Wendt der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Es sei zwingend erforderlich, eine Art TÜV für Großveranstaltungen einzuführen. Künftig sollten Ereignisse wie die Loveparade nur noch möglich sein, wenn der zuständige Landesinnenminister grünes Licht gegeben habe.

dpa/epd

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