Mögliches Unwetter verzögert Kampf gegen Ölpest
Der Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko ist wegen eines nahenden Sturms wieder ins Stocken geraten. BP unterbrach die wichtige Entlastungsbohrung zum Ursprung der Quelle.

Man müsse vorbereitet sein, die Region im Falle eines Unwetters schnell zu verlassen, sagte BP-Manager Kent Wells am Mittwoch (Ortszeit). Daher seien die Arbeiten angehalten worden. Der neue Nebenzugang soll dazu dienen, Schlamm und Zement in die defekte Quelle leiten zu können. Laut Wells hätte er in wenigen Tagen fertig sein können. Der Zeitplan von BP sieht vor, die Ölquelle bis Mitte August auf diese Weise endgültig versiegelt zu haben.

Unwetter erwartet

Nach Angaben des Nationalen Hurrikan-Zentrums könne sich bis Freitag ein Unwetter über der Karibik zu einem tropischen Zyklon entwickeln - und nach Nordwesten in Richtung der vom Öl betroffenen Küste ziehen. Eventuell müssten deswegen auch die Säuberungsaktion auf dem Meer unterbrochen werden, sagte der Einsatzleiter der Regierung, Admiral Thad Allen. Um 10 bis 14 Tage könnten die Arbeiten zurückgeworfen werden.

Bereits Ende Juni hatte der Tropensturm "Alex" die Helfer gezwungen, ihre Arbeit zu unterbrechen. Das Unwetter zog dann aber über die mexikanische Halbinsel Yucatán und weiter nach Westen.

Ölkonzerne kündigen Vorsorge-Investitionen an

Nach der provisorischen Abdichtung des Bohrlochs im Golf von Mexiko treibt der BP-Konzern derweil ein neues Manöver zur endgültigen Versiegelung voran. Bei der "Static Kill" genannten Aktion soll schwerer Schlamm durch die Ventile des Abdeckzylinders gepumpt werden, der seit knapp einer Woche das Loch verschließt. Eine Entscheidung, ob diese Operation gestartet werden dürfe, solle die US-Regierung "in nicht zu ferner Zukunft" fallen, sagte Wells. Mit der Maßnahme könnte die Quelle schon früher dauerhaft geschlossen werden als geplant.

Unterdessen kündigten vier große Ölkonzerne an, eine Milliarde Dollar (780 Mio Euro) zu investieren, um ähnliche Ölkatastrophen im Golf von Mexiko zu verhindern. Mit dem Geld solle unter anderem ein System gebaut werden, das bis zu 13.600 Tonnen Öl aus einer defekten Quelle abfangen kann, bevor es ins Meer gelangt, berichtete die "New York Times" am Mittwoch in ihrer Onlineausgabe. Es soll in bis zu 3.000 Metern Tiefe funktionieren.

An dem Vorhaben beteiligten sich die Konzerne Exxon, Chevron, ConocoPhillips und Shell. Die technische Plattform sei aber auch für andere Unternehmen offen. Aus der lecken BP-Quelle in 1.500 Metern Meerestiefe strömten bis zu ihrem Verschluss mit dem Deckel bis zu 8.200 Tonnen Öl täglich ins Meer.
 

dpa