Dominik Brunner ist und bleibt ein Held
Dominik Brunner ist an Herzversagen gestorben. An dem, was passiert ist und was er getan hat, ändert das nichts. Dominik Brunner ist ein Held.
19.07.2010
Von Henrik Schmitz

Die Verhandlung im Fall Brunner hat Neues ans Licht gebracht. Die Öffentlichkeit hat erfahren, dass Brunner an Herzversagen gestorben ist, offenbar litt er schon länger an einer Herzschwäche. Die Angeklagten geben zudem an, Brunner habe "zuerst" zugeschlagen. 

Infolge dieser neuen Erkenntnisse wurde nun Kritik am Staatsanwalt laut. Hätte er das Obduktionsergebnis (Herzversagen) schon früher bekannt machen müssen? Und mancher fragte sich im Stillen vielleicht sogar, ob Brunner nicht selbst Schuld habe, wenn er zuerst zugeschlagen haben sollte. War Dominik Brunner vielleicht nicht der Held, für den ihn die Öffentlichkeit solange gehalten hat? 

Diese Fragen kann man schnell beantworten. Erstens: Der Staatsanwalt ist nicht verpflichtet, Obduktionsergebnisse vor der Verhandlung bekannt zu geben. Überhaupt ist es letztlich eine Unsitte, Ergebnisse von Ermittlungen vor einer öffentlichen Verhandlung, wo sie eingeordnet werden können und in den Gesamtkontext gestellt werden, an die Medien oder andere herauszugeben. Der Staatsanwalt hat nichts unter der Decke gehalten, er hat die Sachverhalte dort offengelegt, wo sie offengelegt werden müssen – in der öffentlichen Verhandlung.

Kein Täter

Zweitens: Dominik Brunner ist ein Held. Er hat Zivilcourage bewiesen und sich eingesetzt, wo andere nur wegsehen und schweigen. Massenhaft! Schon vor dem Fall Brunner und leider auch danach. Dafür hat Dominik Brunner mit dem Leben bezahlt. Die Gewalt ging nicht von ihm aus, sondern von den Jugendlichen, die mehrere Kinder drangsalierten. Aus Sicht der Verteidigung ist es natürlich nachzuvollziehen, die beiden angeklagten Jugendlichen als Opfer einer Provokation Brunners darzustellen. Die Realität ist aber eine andere.

Die Realität ist, dass die beiden Jugendlichen Dominik Brunner getötet haben. Mag sein, dass er nicht gestorben wäre, wenn er ein stärkeres Herz gehabt hätte. Aber dies mindert die Schuld der Angeklagten nicht. Wer einen Menschen brutal zusammentritt, muss damit rechnen, dass dieser stirbt. Nach allem, was die Verhandlung bislang ergeben hat, gibt es auch keine Anzeichen dafür, dass die Jugendlichen den Tod Dominik Brunner nicht zumindest billigend in Kauf genommen hätten. Hätten die Jugendlichen Brunner etwa nicht geschlagen, wenn er ihnen gesagt hätte, dass er herzkrank sei?

Kein anderes Licht

Es bleibt dabei: Die beiden Jugendlichen haben Dominik Brunner getötet. Und er musste sterben, weil er Zivilcourage gezeigt hat. Die traurige Geschichte eines Helden strahlt in keinem anderem Licht als bislang.


Henrik Schmitz ist Redakteur bei evangelisch.de und betreut die Ressorts Medien und Kultur.