Vertreter der Bewegung für Polens Souveränität protestierten mit Christus-Bildern und Kreuzen gegen "Euro-Sodomie". Ihr Chef, Slawomir Andrzej Zakrzewski, bespritzte Paradeteilnehmer mit Weihwasser. "Kommt zur Vernunft, es ist nicht zu spät", rief er immer wieder.
Der bunte Zug mit Dutzenden Wagen startete am in der Nähe des Warschauer Rathauses. Tomasz Baczkowski von der Stiftung "Gleichheit" und der Abgeordnete des Demokratischen Linksbündnisses (SLD), Ryszard Kalisz, durchschnitten den regenbogenfarbigen Band und gaben damit das Startzeichen.
Heißer Samstag
Begleitet von lauter Musik zogen bunt gekleidete Menschen bei Temperaturen von mehr als 35 Grad zum mehrere Kilometer entfernten Verfassungsplatz. Unter den Teilnehmern waren der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck und der konservative Polizei-Minister aus Großbritannien, Nick Herbert. Auch eine Abordnung der SPD aus Berlin-Pankow war anwesend.
Zum größten europäischen Homosexuellen-Treffen Europas, das erstmals in einem ehemaligen Ostblockstaat stattfand, kamen bis zu 20 000 Teilnehmer. Sie forderten vor allem die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Außer der Linken ist in Polen keine politische Kraft zu Zugeständnissen in dieser Frage bereit.
Hunderte Gegendemonstranten
Demonstrationen gegen EuroPride hatte es bereits am Vormittag gegeben. Mehrere hundert Mitglieder rechtsradikaler und nationalistischer Organisationen marschierten durch das Zentrum Warschaus. "Wir sagen Nein zur neuen Barbarei", sagte der Abgeordnete der national-konservativen Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Artur Gorski, zum Abschluss der Protestkundgebung.
Unterwegs skandierten die Teilnehmer Parolen wie "Gott, Ehre, Vaterland" und "Unser Ziel ist ein großes Polen". Auf Transparenten stand unter anderem "Perverse nach Berlin". Starke Polizeikräfte begleiteten die Demonstranten.
In Flugblättern warnten die Teilnehmer des Marsches vor "Degenerierten aus ganz Europa" und vor der "ideologischen Aggression gegen die polnische Gesellschaft". Die Familie stütze sich auf das "gesunde Fundament eines Bundes zwischen Mann und Frau", hieß es.
Parade "ein Riesenerfolg"
Beck forderte von der Bundesregierung, die Aufnahme einer Diskriminierungsrichtlinie ins europäische Zivilrecht nicht länger zu blockieren. Berlin widersetze sich "aus purer Ideologie". Die Richtlinie würde Schwulen in Polen helfen, sagte Beck.
Die Parade bezeichnete er als "Riesenerfolg". Die Teilnehmer- und Zuschauerzahlen seien beeindruckend. Er sehe "steigende Sympathien" für Homosexuelle in der polnischen Bevölkerung, so Beck. 2005 hatte der damalige Stadtpräsident von Warschau, Lech Kaczynski, die Schwulenparade verboten.
In Frankfurt 50.000 beim Christopher Street Day
Parallel zur Warschauer Parade feierten rund 50.000 Menschen in Frankfurt mit einem bunten Umzug den diesjährigen Christopher Street Day (CSD). Die Demoparade zog durch die Innenstadt, um für mehr Toleranz gegenüber Schwulen, Lesben und anderen "queeren" Lebensweisen zu demonstrieren.
30 geschmückte Lastwagen, 15 Autos und unzählige Fußgruppen waren mit dabei. Die Zuschauer und Teilnehmer - darunter ebenso Drag-Queens wie junge Leute in Jeans und T-Shirt - ließen sich auch nicht vom regnerischen Wetter die Laune verderben. Vor dem Römer wurden mehrere Regenbogen-Flaggen gehisst. Nach Berlin, Köln und Hamburg zählt der Frankfurter CSD in Deutschland zu den wichtigsten. Und gilt als einer der politischsten.
Der Christopher Street Day erinnert an einen Aufstand von Homosexuellen gegen Polizei-Razzien 1969 in der Christopher Street in New York.