Zu diesem Ergebnis kommt der "Führungskräfte-Monitor 2010" des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig forderte als Konsequenz die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote in deutschen Unternehmen. Ähnlich äußerten sich die Grünen und die Linke.
"Vor neun Jahren hat sich die Wirtschaft selbst dazu verpflichtet, dass mehr Frauen in Führungspositionen arbeiten sollen. Aber das hat nichts gebracht", sagte Schwesig der Tageszeitung "Die Welt" (Donnerstagsausgabe). "Wir brauchen eine gesetzliche Frauenquote", so die Sozialministerin aus Mecklenburg-Vorpommern.
Der Untersuchung zufolge stagniert Frauenanteil unter den Führungskräften der deutschen Wirtschaft seit 2006 bei 27 Prozent, obwohl mehr als die Hälfte der Angestellten Frauen sind. Auf der unteren Managementebene sind Frauen mit 39 Prozent am häufigsten vertreten, in den Vorständen großer Unternehmen kommen sie so gut wir gar nicht an. "Die Frauen haben zwar bei der Qualifikation aufgeholt, treten aber auf der Stelle", sagte die Autorin der Studie, Elke Holst.
Vereinbarung vo 2001 ist gescheitert
Vor allem die Familiengründung und die Zersplitterung auf dem Arbeitsmarkt wirkten sich negativ auf die Karrierechancen von Frauen aus. Holst forderte verbindliche Zielgrößen zur Erhöhung des Frauenanteils im Management. Der Frauenanteil in Führungspositionen ist mit 37 Prozent am höchsten in jüngeren Jahren, wenn noch keine Kinder vorhanden sind, und sinkt in der Kernerwerbsphase zwischen 35 bis unter 55 Jahren auf ein Viertel.
Die in Führungspositionen üblichen langen Wochenarbeitszeiten lassen sich dem DIW zufolge mit Hausarbeit und Kindererziehung kaum in Einklang bringen. In Führungspositionen arbeiten vollzeitbeschäftigte Männer im Durchschnitt 48, Frauen 45 Wochenstunden. Unter den vollzeitbeschäftigten Führungskräften leisteten Frauen deutlich mehr Familienarbeit als Männer. Dies sei vor allem der Fall, wenn Kinder da seien. Diese höhere Belastung sei vermutlich ein Grund, warum weibliche Führungskräfte häufiger als ihre männlichen Kollegen keine Kinder hätten.
Die im Jahr 2001 geschlossene Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit könne als gescheitert angesehen werden, so das DIW.
Schwesig fordert Sanktionen
Schwesig zufolge sollten in Vorständen und Aufsichtsräten von Aktiengesellschaften mindestens 40 Prozent Frauen sitzen. Sei das nicht der Fall, müsse es "wie in Norwegen harte Sanktionen geben. Unternehmen, die sich nicht an die Quote halten, werden dort als Aktiengesellschaft aufgelöst", sagte Schwesig. "Geldstrafen reichen nicht aus."
Monika Lazar, Sprecherin für Frauenpolitik, sagte, die Politik müsse handeln, "denn die freiwilligen Selbstverpflichtungen der letzten Jahre sind allesamt gescheitert". Sie forderte ebenfalls eine verbindliche Frauenquote in den Aufsichtsratsgremien deutscher Aktiengesellschaften von 40 Prozent: "Ziel muss eine paritätische Besetzung sein." Zu einer gezielten Frauenförderung gehöre aber auch, dass bessere Betreuungsmöglichkeiten für Kinder bestehen und innovative Arbeitszeitmodelle möglich sind.
Cornelia Möhring, frauenpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion: "Die Quote ist politisch längst überfällig." Die Unternehmen müssten so lange zu Maßnahmen verpflichtet werden, bis mindestens eine 50-Prozent-Quote für Frauen auf allen Ebenen bis hin zu Vorständen und Aufsichtsräten erreicht ist."