TV-Tipp: "Der Bulle und das Landei" (ARD)
Der mit allen Wassern gewaschene Hauptkommissar Killmer (Uwe Ochsenknecht) verhaftet in Frankfurt in bester "Miami Vice"-Manier einen Dealer. Doch dann folgt der Karriereknick. Statt nach Kanada geht es in den pfälzischen Teil der Vordereifel.
14.07.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Der Bulle und das Landei", Mittwoch, 14. Juli, 20.15 Uhr ARD
Der Bayerische Rundfunk hat’s mit Erfolg vorgemacht, der SWR zieht nach: "Der Bulle und das Landei" ist ein Krimi aus der Provinz, der im Mai seine Premiere im "Dritten" hatte. Anders als bei den Produktionen aus Bayern ("Freiwild", "Erntedank") kann man den Darbietungen zudem ohne Verständigungsschwierigkeiten folgen: Der Mundartanteil hält sich in überhörbaren Grenzen.

Am regionalen Charakter der Komödie besteht trotzdem kein Zweifel, denn der Handlungsort spielt eine entscheidende Rolle. Die Geschichte (Buch: Uwe Kossmann) beginnt in Frankfurt, wo der mit allen Wassern gewaschene Hauptkommissar Killmer (Uwe Ochsenknecht) in bester "Miami Vice"-Manier einen Dealer verhaftet. Als sein Chef ihn kurz drauf in flagranti mit seiner Frau erwischt, hat das unangenehme Folgen. Killmers Freude über die Versetzung nach Monreal währt gerade mal so lange, wie er für die Erkenntnis braucht, dass es sich keineswegs um eine Metropole in Kanada, sondern um eine beschauliche Gemeinde im pfälzischen Teil der Vordereifel handelt.

Die Vorzeichen sind somit klar: Kossmann erzählt die Geschichte eines Mannes, der einen brutalen Karriereknick erlebt, in Wirklichkeit aber natürlich zu wahrer Größe finden wird. Ein solcher Stoff muss unbedingt als Komödie verpackt werden, und deshalb taten Sender und Produktionsfirma (Polyphon Südwest) gut daran, die Hauptrollen auch ausgewiesenen Komödianten anzuvertrauen.

Uwe Ochsenknecht ist eine großartige Besetzung für den arroganten Städter: Der Schauspieler ist cool genug, um als harter Bulle durchzugehen, versieht seine Figur aber gleichzeitig mit der richtigen Dosierung kleiner Brüche, um dennoch sympathisch zu wirken. Zur Geltung aber kommen beide, Killmer wie Ochsenknecht, erst durch die zweite Titelfigur: Das "Landei" ist die eigentliche Heldin der Geschichte; und Diana Amft die perfekte Partnerin für Ochsenknecht. Die ehrgeizige Dorfpolizistin Kati Biver will unbedingt richtige Verbrechen aufklären und nicht bloß entflohene Rindviecher einfangen; deshalb hat sie um ihre Versetzung nach Stuttgart gebeten.

Den schnöseligen Großstadtkommissar kann sie zwar nicht ausstehen, aber sie ist überzeugt, dass er nur deshalb in die Provinz gekommen ist, um sie zu überprüfen. Fortan muss Kati ständig gegen ihre Natur ankämpfen, denn der "arrogante Fatzke" hat keinerlei Anlass, vom hohen Ross zu steigen. Das ändert sich auch nicht, als beide an einem Strang ziehen müssen: Ein vermeintlich bei einem Brand ums Leben gekommener Wirtshausgast ist erschossen worden. Außerdem entpuppt er sich als frühere Jugendliebe Katis. Der Mann ist vor drei Jahren spurlos verschwunden, und zwar kurz nachdem die Frau des Bürgermeisters bei einem Unfall gestorben ist. Der Fahrer hat sich damals aus dem Staub gemacht. Kati und Killmer wird klar: Die Aufklärung des alten Falls wird sie direkt zum Mörder führen.

Wie gut die Geschichte ist, zeigen nicht zuletzt die Leerstellen: Altmeister Hajo Gies kann es sich leisten, auf klamaukigen Slapstick zu verzichten, weil die boshaften Dialoggefechte mitunter durchaus Screwball-Niveau haben.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).