Islamwissenschaftler Kalisch erhält in Münster neue Aufgabe
Der vom muslimischen Glauben abgerückte Münsteraner Professor für Religion des Islam, Sven Kalisch, erhält an der Universität der Stadt eine neue Aufgabe. Seine Professur werde in "Geistesgeschichte im Vorderen Orient in nachantiker Zeit" umbenannt, teilte die Hochschule am Dienstag mit.

Dies habe das Rektorat mit dem Einverständnis Kalischs und des Fachbereichs Philologie, dem er zugeordnet ist, so beschlossen. Die künftigen Lehrveranstaltungen von Kalisch stellten eine sinnvolle Ergänzung zum aktuellen Lehrangebot dar, so die Westfälische Wilhelms-Universität. Die Entscheidung zur Umbenennung der Professur habe das Rektorat in Analogie zu den Konkordatsregeln für die christlichen Kirchen getroffen. In den christlichen Theologien hatte es in der Vergangenheit ähnliche Fälle gegeben, beispielsweise nach Kirchenaustritten.

Kalisch, der seit Juli 2004 an der Universität Münster lehrt, hatte nach Hochschulangaben im März das Rektorat darüber informiert, dass er sich vom islamischen Glauben abgewandt hat. Gleichzeitig habe er um eine Umwidmung seiner Professur gebeten. "Das Rektorat hält Herrn Kalisch aus diesem Grund für das Fach 'Religion des Islam' für nicht mehr tragbar", erklärte die Uni. Kalisch werde damit nicht mehr dem Centrum für Religiöse Studien (CRS) angehören, seine Stelle werde das CRS allerdings behalten. Das Land Nordrhein-Westfalen wolle die Finanzierung der Stelle auch in Zukunft sicherstellen.

Als Jugendlicher konvertiert

Kalisch war als Jugendlicher vom Protestantismus zum Islam konvertiert. Im Herbst 2008 hatten seine öffentlich geäußerten Zweifel an der historischen Existenz des Propheten Mohammed zu Auseinandersetzungen mit Islamverbänden in Deutschland geführt. Diese hatten schließlich erreicht, dass Kalisch keine Pflichtveranstaltungen in der Ausbildung islamischer Religionslehrer mehr anbot. Den Lehrstuhl für Islamische Religionspädagogik vertritt nun Mouhanad Khorchide. Der gebürtige Libanese lehrte zuvor in Österreich.

epd