Wer einen schönen, gemütlichen Fußballabend erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Wer Aufgeregtheit und knallharte Zweikampfszenen ertragen kann, kam voll auf seine Kosten. Spanien und Holland haben sich nichts geschenkt. Der Siegtreffer für Spanien gelang erst in der letzten Minute der Verlängerung.
Heute, wo die Weltmeisterschaft vorbei ist, erinnere ich mich an den Anfang vor vier Wochen. Da hatte Desmond Tutu beim Eröffnungskonzert seinen Auftritt. Der südafrikanischer Erzbischof und Friedensnobelpreisträger erschien im Bafana-Bafana-Kostüm, dem Trikot der südafrikanischen Fußballer. Er lachte und quietschte vor Vergnügen und dann sagte er. „Afrika ist die Wiege der Menschheit! Wir begrüßen euch alle zurück zu Hause!“
Was Desmond Tutu zu Beginn gesagt hatte, wurde in den Wochen danach wahr und hat mich begeistert. Moderne, voll gefüllte Stadien, lachende und tanzende Menschen. Und als nach der Niederlage der südafrikanischen Fußballer die Vuvuzuelas verstummten, wurde trotzdem schon bald weitergefeiert.
Die Lebensfreude hat sich bis in meine Straße übertragen, auch auf diejenigen, die mit Fußball nur wenig im Sinn haben. Da fuhren türkische Nachbarn mit Deutschland-Fähnchen herum. Ein anderer Nachbar, der durch Offenheit Fremden gegenüber noch nie aufgefallen war, blies plötzlich diese südafrikanische Tröte. Die spielerische Leichtigkeit der deutschen Fußballmannschaft hatte was von diesem befreienden Geist. Und als der Ghanaer Dominic Adiyiah den Elfmeter gegen Uruguay verschoss, da litten alle mit den Afrikanern.
Das war diesmal nicht nur ein deutsches Sommermärchen. Diese Fußballweltmeisterschaft hat Herzen geöffnet. Sie hat Menschen miteinander verbunden.
Ich habe mir die Nationalhymne von Südafrika gemerkt: „Nkosi sikelel’ iAfrika…Gott segne Afrika.“ Für mich heißt das auch: „Gott segne den Geist des fair play, er segne den Geist der Verständigung und die Lebensfreude.“ Die Wiege der Menschheit ist in Afrika. Ich jedenfalls habe mich in diesem Geist zu Hause gefühlt. Und manchmal haben sich sogar nach einem harten Spiel Sieger und Verlierer die Hand gegeben.
Christoph Busch gehört zurzeit zum Autorenteam für den hr1-Zuspruch. Sprache hat ihn schon als Schüler interessiert: 1938 wurde er in Witten im Ruhrgebiet geboren. Als Heranwachsender hat er sich wichtige Worte gemerkt, hat Sätze und Aussprüche gesammelt und aufgeschrieben. Er ist Pfarrer geworden, Journalismus und Pädagogik waren immer zusätzliche Schwerpunkte. Als Gemeindepfarrer hat er auch den Kontakt zu Menschen außerhalb der Kirche gesucht, zu Andersdenken und zu Menschen aus anderen Nationen. Denn er glaubt, dass das Reich Gottes weiter ist als unsere Kirche.