Und das Endspiel wollen die Deutschen dann gewinnen, erklärte der zweifache Turnier-Torschütze Lukas Podolski vor der großen EM-Revanche um 20.30 Uhr in Durban: "Wir wollen ins Finale und auch mehr." 2008 hatte die deutsche Elf im Finale der Europameisterschaft gegen Spanien 0:1 verloren.
Damit das Unternehmen Finale auch gelingt, waren schon Stunden vor Anpfiff Millionen Menschen im Fußballfieber. Bereits am frühen Nachmittag versammelten sich auf den Fanmeilen die ersten Zuschauer. «Es füllt sich langsam», sagte eine Sprecherin der bundesweit größten Party- Zone auf der Straße des 17. Juni in Berlin. Dort werden bis zum Abend mehrere hunderttausend Menschen erwartet. In den Lebensmittelläden deckten sich Käufer für einen langen Fußballabend mit Getränken, Würstchen und Knabbereien ein. In Gaststätten sicherten sich erste Besucher die besten Plätze vor den Fernsehern.
Der mögliche Endspiel-Gegner indes steht schon fest: Die Niederlande mit Bundesliga-Star Arjen Robben besiegten im ersten Halbfinale am Dienstagabend in Kapstadt den zweimaligen Weltmeister Uruguay mit 3:2. Wenn Deutschland gegen Spanien gewinnt, käme es damit zur Neuauflage des Endspiels von 1974. Damals gelang Deutschland durch einen 2:1-Sieg gegen die Holländer in München den zweiten von bislang insgesamt drei Weltmeister-Titeln.
Das Selbstvertrauen ist groß
Erst einmal muss die junge Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw aber im Moses-Mabhida-Stadion von Durban die Spanier bezwingen. "Wenn wir es schaffen, die Spanier in ihrem Spiel zu stören, haben wir gute Chancen", sagte Löw nach dem Abschlusstraining am Dienstag. Nach den klaren Siegen gegen England und Argentinien ist das Selbstvertrauen der DFB-Elf riesengroß. "Es ist nicht die ultimative Prüfung", verkündete Teammanager Oliver Bierhoff optimistisch: "Die ist am Sonntag im Finale gegen Holland."
Die Gelbsperre von Thomas Müller scheint Trainer und Spieler ebenso wenig zu beeindrucken wie die Diskussion um die Kapitänsbinde, die vor dem Spanienspiel medial hochgespielt wurde. "Das berührt uns hier überhaupt nicht", bügelte Löw die Wellen gerade. Am Ende entscheide ohnehin der Trainer. Entscheiden muss Löw auch, wer den gesperrten Müller ersetzen soll. Im Moment deutet vieles auf das Münchner Supertalent Toni Kroos hin, aber auch Cacau und Trochowski sind fit und könnten spielen.
Begeisterung in Deutschland reicht bis nach Südafrika
Beflügelt wird die Mannschaft in Südafrika von der großen Begeisterung in Deutschland. "Die Euphorie in Deutschland kriegt man natürlich mit über Fernsehen, Zeitungen und Telefonate mit zu Hause", berichtete Lukas Podolski: "Die Begeisterung ist da, darüber freuen wir uns riesig."
In einer Grußbotschaft machte das Team um Kapitän Philipp Lahm den schwarz-rot-goldenen Anhängern Mut. "Unser Weg ist noch nicht zu Ende, die Party soll weitergehen", lautet die Botschaft. Auf ein Spiel um Platz drei wie vor vier Jahren bei der WM in Deutschland hat keiner der Deutschen Lust.
Links: Papagei Lorenzo beflügelt die Deutschen, nachdem er ihren Sieg gegen Spanien vorausgesagt hat. Foto: dpa
"Man hat den Eindruck, es ist sogar noch mehr los als 2006", sagte Bundestrainer Löw, der schon 2006 die Begeisterung des Sommermärchens im eigenen Land genoss. Mesut Özil war damals noch nicht dabei. Heute sagt er: "Ich weiß, wie unglaublich die Stimmung in Deutschland ist. Es ist ein schönes Gefühl, dass wir Millionen Menschen glücklich machen können." Und Lukas Podolski, der seine Nachrichten aus der Heimat über Telefonate mit meiner Familie bekommt, brachte es auf den Punkt: "Die Begeisterung freut uns natürlich."
Er und die anderen deutschen Spieler wollen heute abend den letzten Schritt ins Finale machen. Die Zeichen stehen gut. Nicht nur die Spieler, auch der Trainer ist zuversichtlich. Er glaubt an einen Sieg gegen Spanien und will den Titel holen. Bei der Abschlusspressekonferenz gab sich Löw zuversichtlich: "Habe ich schon mal gezweifelt? Warum sollte ich zweifeln?" Zweifellos: Heute Abend wird es spannend.