Soziale Kluft mit schuld an Gewalt gegen Polizei
Die wachsende soziale Kluft in Deutschland ist nach Ansicht des Polizeiseelsorgers Jobst-Heinrich Ubbelohde ein Grund für die zunehmende Gewalt gegen Polizeibeamte.

Oft gingen die Gewalttaten von Menschen aus, die für sich keine Perspektive sähen, sagte der Leiter des kirchlichen Dienstes in Polizei und Zoll in Niedersachsen am Freitag im epd-Gespräch. Dagegen wachse Studien zufolge aber das gesellschaftliche Ansehen von Polizisten.

Die Gewalt reiche von üblen Beschimpfungen bis zu körperlichen Angriffen, sagte der Pastor, der im September nach 15 Jahren Polizeiseelsorge in den Ruhestand geht. "Man muss sich darum Sorgen machen, wie die Menschen in Uniform damit auf die Dauer zurechtkommen sollen." Besonders bei der Bereitschaftspolizei steige die Belastung, wenn schon bei drittklassigen Fußballspielen Ausschreitungen befürchtet würden und ein großer Polizeieinsatz nötig sei.

Zu den Schwerpunkt der Polizeiseelsorge gehören nach Angaben von Ubbelohde auch private Probleme der Polizisten wie Ehescheidungen und Suchtprobleme, die oft durch Anspannungen im Beruf verstärkt würden. Im Polizeialltag spielten quer durch die Hierarchien Effizienz und statistische Erfolgsquoten zunehmend eine Rolle: "Der Druck wächst."

Auf den Einsatz beim Transport von Atommüllbehältern im November nach Gorleben blicke die Polizei mit Sorge, sagte der 64-Jährige weiter. "Die Dinge werden dort eher schwieriger als einfacher." Die Proteste nähmen angesichts der atompolitischen Entscheidungen der Bundesregierung zu. Über die Jahre sei allerdings ein Vertrauensverhältnis zwischen Einsatzleitern der Polizei, Polizeiseelsorgern und Pastoren der Region um Gorleben entstanden, das dazu beitrage, Konflikte zu entschärfen.

"Es ist keineswegs so, dass die Polizei die Meinung der Atomindustrie vertritt", unterstrich der Pastor. Ein großer Teil lehne wie die Bürger des Wendlandes die Castortransporte ab. "Sie sind aber verpflichtet, dafür zu sorgen, dass geltendes Recht umgesetzt wird."

epd