Die Gluthitze kommt mit bis zu 38 Grad
Mit so einem Juli-Start hatte kaum einer gerechnet: Deutschland stöhnt seit Tagen unter einer Hitzewelle, die am Samstag ihren Höhepunkt erreichen soll - ausgerechnet beim Deutschlandspiel gegen Argentinien. Tipps, wie Sie die Hitze dennoch überstehen.

Deutschland stöhnt seit Tagen unter der Hitze - und Abkühlung gibt es auch nachts kaum noch. Der Höhepunkt der Hitzewelle am Samstagnachmittag wird mit Spitzenwerten von 38 Grad erwartet, wenn das Fußball-WM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Argentinien angepfiffen wird. Die Fans beim Public Viewing sollten sich sowohl gegen die Hitze als auch gegen erste Gewitter im Westen wappnen, die heftig ausfallen können, rät Thomas Ruppert vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Bis zum Sonntag überquert die Gewitterfront ganz Deutschland Richtung Osten, danach gibt es vorübergehend leichte Abkühlung.

Für ganz Deutschland gilt eine Hitzewarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD), ausgespart ist nur die Ostseeküste. Die Trockenheit hat die Waldbrandgefahr dramatisch steigen lassen, im Osten gilt die höchste Warnstufe fünf, in den größten Teilen des übrigen Landes Stufe vier.

Auch die Nächte sind heiß

In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sank die Temperatur in der Nacht zum Freitag vielerorts nicht unter 20 Grad - Meteorologen sprechen von einer Tropennacht. Am wärmsten war es in Barsinghausen- Hohenbostel (Niedersachsen) - dort sank die Temperatur nicht unter 23,3 Grad, in Castrop-Rauxel war es nach Angaben des Wettedienstes Meteomedia genauso warm. 22,2 Grad wurden als Tiefstwert am Düsseldorfer Flughafen gemessen, selbst in Bremen gab es mit 20,1 Grad eine Tropennacht.

Der Frankfurter Arzt Michel Roumer warnt ältere und jüngere Menschen davor, tagsüber in die Sonne zu gehen. Sie sollten im Schatten bleiben und wenn möglich nur am Abend das Haus verlassen. Also dann, wenn die Temperatur "nur" noch gefühlte 25 Grad beträgt. Und natürlich trinken, viel trinken, am besten zwei bis drei Liter. Wasser oder Tee sind gute Durstlöscher und darüber hinaus versorgen sie unseren Organismus mit Mineralstoffen.

Sabine Knapstein, AOK-Fachärztin, rät allen, helle, atmungsaktive und leichte Kleidung zu tragen. Auf heiße und schlecht verdauliche Mahlzeiten sollte ebenso verzichtet werden wie auf alkohol- und koffeinhaltige Getränke sowie Nikotin. "Lieber Salate, Gemüse, Obst essen - denn die enthalten auch noch Flüssigkeit."

Hohe Ozonwerte

Negative Folgen der Hitze: hohe Ozonwerte, die bei empfindlichen Menschen Kopfschmerzen, Schleimhautreizungen oder Atemwegsbeschwerden auslösen können. Die Warnschwelle von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft wird voraussichtlich in vielen Orten überschritten. Die Entstehung von bodennahem Ozon wird durch hohe Lufttemperaturen und starke Sonneneinstrahlung begünstigt.

Empfehlenswert ist auch nur mäßige körperliche Anstrengung: Neben der hohen Außentemperatur entsteht bei sportlicher Aktivität zusätzliche Wärme durch die Muskelbewegung. Dies kann im Extremfall zu lebensbedrohlichen Zuständen wie Kreislaufversagen führen. Bei hohen Temperaturen sollten es Sportfreunde also ruhiger angehen lassen und nicht an ihre Belastungsgrenze gehen. Morgens oder am Abend ist es nicht nur kühler, auch die Ozonbelastung ist dann am niedrigsten.

Problematisch und zudem unangenehm sind auch aufgeheizte Wohnungen: Wer die Rollläden tagsüber unten lässt, kann die große Hitze aussperren. Zum Lüften eignen sich die frühen Morgenstunden oder die Nächte. Ein elektrischer Ventilator in Räumen kann zusätzlich Kühlung verschaffen, dabei sollte aber Durchzug vermieden werden. Angenehme Kühlung im Schlafzimmer verschaffen nass aufgehängte Tücher.

Heißester Juli-Anfang seit fast 60 Jahren

Viele Autos verfügen zwar über Klimaanlagen, allerdings sollten diese nich zu kühl eingestellt werden: Bei Fahrten in klimatisierten Kraftfahrzeugen sollte die Temperatur nicht zu niedrig eingestellt sein, ansonsten könnte eine Erkältung drohen. Beim Verlassen des Fahrzeugs stünden die Insassen zudem vor einer "Hitzewand".

Sorgen bereitet die Hitze auch im Zusammenhang mit den hunderttausenden Pflegebedürftigen. Sie seien darauf angewiesen, dass ihre Pfleger sie mit ausreichend Flüssigkeit versorgen. Das gelte für Pflegeheime, aber auch für Menschen, die von Angehörigen versorgt werden, hieß es zum Beispiel von der AOK Baden-Württemberg.

Seit fast 60 Jahren sei es Anfang Juli nicht mehr so heiß gewesen, sagte DWD-Meteorologe Thomas Ruppert am Freitag. Der Rekord für die erste Juli-Dekade stehe bei 39,5 Grad, so heiß war es am 2. Juli 1952 in Bad Dürkheim und Heidelberg. "Dieser Rekord wird wohl nicht geknackt", sagte Ruppert.

dpa/epd/kk