WM-Viertelfinale: Was man stattdessen machen kann
90 Minuten Fußballdrama, vielleicht noch eine halbe Stunde Verlängerung dazu und dann im besten Fall noch das Elfmeterschießen (das wir natürlich gewinnen): Am Samstag gibt's die Neuauflage des adrenalingeladenen Viertelfinals der WM 2006, Deutschland gegen Argentinien. Aber nicht alle Deutschen sind fußballbegeistert. Wir haben uns überlegt, was man während des Straßenfegers noch so alles machen könnte.
02.07.2010
Vom evangelisch.de-Team

Wenn man ins Kino geht, hat man ja immer irgendwie den Eindruck, dass immer genau derjenige vor einem sitzt, der alle anderen um mindestens 30 Zentimeter überragt und einem die Sicht nimmt. Und im Nachbarsitz nimmt ja immer der Platz, der aufgrund seiner Körperfülle eigentlich zwei Sitze buchen sollte und dessen Bauch über die Lehne in den eigenen Sessel herüberquillt. Und natürlich hat man zwei Menschen im Nacken, die laut mit ihrer Chipstüte rascheln und jede Filmszene lautstark kommentieren. Wie erholsam ist da ein Kinobesuch, wenn alle anderen Fußball schauen und man sich fühlen kann wie im eigenen Wohnzimmer: Allein mit sich und seinen Leinwandhelden. Was sie so in einem leeren Kinosaal am Samstag sehen können, erfahren Sie hier.

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Bei den derzeitigen Temperaturen gibt es eigentlich nur eins: Ab ins Schwimmbad. Leider haben aber momentan irgendwie alle dieselbe Idee, was den nassen Spaß doch deutlich verleidet. Morgens um 6 Uhr entern bereits diverse ältere Semester mit Badehauben die Schwimmanlagen. Statt 400 Meter Lagen gibt es dann Senioren-Hindernisschwimmen, eine bislang nicht olympische Disziplin. Ab Mittag tummelt sich dann so ziemlich alles im Schwimmbad, was die Nase über der Wasseroberfläche halten kann. Der Pool wird dann zur Menschen-Schorle, nur, dass das alles irgendwie nicht prickelnd ist. Spielt Deutschland gegen Argentinien, wird man hingegen wunderbar erfrischende Bahnen ziehen können. Aber Vorsicht: Es soll auch Bäder geben, wo man vom Wasser aus auf eine große Leinwand schauen kann. Vorher informieren ist daher angesagt.

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Wenn wirklich alle vor dem Fernseher sitzen, ist das die Riesenchance für 90 Minuten ungestörtes Shoppen. Endlich sind die Kabinen im Modediscounter nicht besetzt, die eigene Größe nur noch durch Rumwühlen in den Ablegestapeln zu finden, und im Gang vor den Spiegeln sitzen keine gelangweilten Männer, die viel lieber woanders wären als ihrer Frau beim Shoppen zu helfen. Statt "Ja, Schatz, sieht gut aus!" können sie sich auf den ersten Teil des Satzes beschränken: "Jaaaaaaaaaa!" - immer vorausgesetzt, Poldi und Co. schaffen die Argentinier. Und wenn es zum Elfmeterschießen kommt, darf man auch gern mal mehr als fünf Teile mit in die Umkleidekabine nehmen - erstens hat man Zeit, und zweitens steht das Personal wahrscheinlich auch vorm Fernseher.

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Ich habe einen Taum: Ich würde gern mal über den Ruhrschnellweg radeln. Die uralte Handelsroute Hellweg heißt heute Bundesautobahn 40 und ist reichlich befahren. Dieser Traum ist zugegbener Maßen recht lebensmüde, aber meine Oma erzählt jedesmal am Kaffetisch so eine romantische Geschichte: Es muß zwischen 1926 und 1932 bei Lüdgendortmund gewesen sein, als wie sie mit ihrem Bruder Werner nebeneinander auf dem Hellweg geradelt ist. Sie radelten nebeneinander und hatten einander die Arme auf die Schultern gelegt, so dass ein diensthabener Wachtmeister sie wegen ungemäßem "Poussierens am frühen Morgen" anhielt. Diese Erinnerung an ihren im Krieg gefallenen Bruder hat sich tief in ihr und mein Bildgedächtnis eingebrannt und bei mir den Traum vom autofreien Ruhrgebiet entflammt. Vielleicht gibts ja während des Spiels wenigstens mal keinen Stau.

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Es muss ja nicht gleich die A40 sein. Haben sie schon mal versucht, mit dem Fahrrad auch nur die Hauptverkehrsstraße einer Großstadt ihrer Wahl zu bewältigen? Dann wissen sie auch, wie höllisch eng und gefährlich es sein kann, mit einem Drahtesel in der Blechlawine mitzuschwimmen. Aber die WM als Straßenfeger macht auch das möglich. Endlich einmal ungestört mit mehr als zwei Handbreit Platz zur nächsten Autotür in der Innenstadt radeln - fast wie beim autofreien Sonntag von 1973, nur dass Fußball eine nachwachsende Ressource ist und die Ölkrise uns irgendwann wieder einholen wird.

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Der Verkehr dürfte sowieso entspannter werden, wenn Deutschland gegen Argentinien spielt. In U- und S-Bahnen darf man sich über freie Platzwahl freuen, ein Luxus, den man sonst nicht hat. Nur im ICE, da entkommt man dem Fußballfieber nicht, denn die Deutsche Bahn hat es sich ja zur Aufgabe gemacht, den Spielstand aktuell durchzusagen. Plätze ohne Fußball zu reservieren geht da nicht.

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Schade auch, dass der Montag drauf kein Feiertag ist. Wir kennen das zur Genüge: Die Deutschen sind ein Hamstervolk. Kann man mal zwei Tage lang nicht einkaufen, stürmen die Teutonen die Supermarktkassen aus Angst, mit einem Fressanfall die Vorräte für beide Tage aus Versehen zu vernichten. Auch dafür wäre das Spiel nämlich ein super Zeitpunkt. Wer seinen Wocheneinkauf in der Regel am Samstag erledigt und nicht besonders auf Fußball steht, kann davon aber sicherlich auch profitieren. Wer die Leere aber besonders auskosten möchte, kauft nur ein Päckchen Kaugummi und geht trotzdem nicht an die Schnellkasse.

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Sonnenbaden am Kiesteichstrand dürfte auch ein großes Vergnügen sein. Wer schon immer mal nackt in den See springen wollte, einfach so, hat am Samstag zwischen 16 und 18 Uhr die beste Chance, niemanden damit zu stören. Öffentliches Ärgernis kann man eben nur erregen, wenn eine Öffentlichkeit da ist. Auf der Fanmeile in Berlin würde ich das allerdings nicht empfehlen - die Fernsehkameras sehen alles, und diese Form der medialen Unsterblichkeit ist dann doch eher peinlich als wünschenswert.

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Und zu guter Letzt ist das Spiel auch die Gelegenheit schlechthin, etwas zu tun, was man schon immer mal machen wollte, aber nicht vor einer Menschenmenge. Im Rhönrad über die Frankfurter Zeil rollen beispielsweise - in Berlin ist das allerdings nicht empfehlenswert, da rhönt man direkt in die Fanmeile.