Bei der Eidesleistung benutzte Wulff eine Originalausgabe des Grundgesetzes und sagte: "Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde."
Wulff sprach nach seiner Vereidigung zum Bundespräsidenten von einem bewegenden Moment. "Er erfüllt mich mit Freude und Ernst, mit Zuversicht und Demut", sagte Wulff am Freitag in einer gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Bundesrat. Er fügte hinzu: "Ich weiß um die große Verantwortung, die das Amt des Bundespräsidenten mit sich bringt. Ich bin dankbar dafür, nun in diesem Amt dienen zu dürfen - Deutschland und den Deutschen und allen Menschen, die hier leben." Zugleich dankte er seinen Gegenkandidaten bei der Wahl Luc Jochimsen und Joachim Gauck für den "fairen Wettbewerb".
Würdigung für Köhler
Zuvor würdigte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) die Arbeit und das große Engagement des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler in seiner sechsjährigen Amtszeit. Er habe sich den Menschen "unverstellt zugewandt". Köhler habe zudem das Bild von Afrika in Deutschland verändert und dazu beigetragen, dass Afrika nicht nur als Krisenkontinent wahrgenommen werde. Sehr viel eher als andere habe Köhler zudem kommen sehen, welche Krise sich an den Weltfinanzmärkten zusammenbraute. Lammert: "Und er hat mit deutlichen Worten davor gewarnt." Köhler habe die Menschen, ihre Sorgen und Nöte ernst genommen, "und sie danken es ihm mit anhaltender Zuneigung."
Köhler habe sein Amt "ganz sicher nicht leichten Herzens aufgegeben, sondern weil er unter den gegebenen Umständen keine Möglichkeit mehr sah, es so auszuüben, wie es seinen eigenen Ansprüchen entsprach", sagte Lammert und dankte Köhler und seiner Ehefrau Eva Luise für ihr soziales Engagement. Beide hätten sich um das Land verdient gemacht.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Deutschunterricht für alle
In seiner Rede ging Wulff auch auf die Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts ein: "Mir ist es wichtig, Verbindungen zu schaffen: zwischen Jung und Alt, zwischen Menschen aus Ost und West, Einheimischen und Zugewanderten, Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Arbeitslosen, Menschen mit und ohne Behinderung."
Wulff, der sich beim Ablegen des Amtseides zunächst versprach und ein zweites Mal zur Eidesformel ansetzen musste, sagte weiter: "Wann wird es bei uns endlich selbstverständlich sein, dass unabhängig von Herkunft und Wohlstand alle gleich gute Bildungschancen bekommen? Wann wird es selbstverständlich sein, dass alle Kinder, die hier groß werden, die deutsche Sprache beherrschen, auch die deutsche Sprache beherrschen?" Außerdem sprach sich der neue Bundespräsident dafür aus, "die Verursacher der Bankenkrise in Haftung zu nehmen".
Der 51-jährige bisherige niedersächsische Ministerpräsident Wulff hatte sich am Mittwoch in der Bundesversammlung in einem mehrstündigen Abstimmungsmarathon gegen den Kandidaten von SPD und Grünen, Joachim Gauck, durchgesetzt. Er ist der 10. Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.