TV-Tipp des Tages: "Die Masche mit der Liebe" (Sat.1)
Glück im Unglück: Der Job ist weg, ein Knebelvertrag am Hals, aber immerhin ergeben sich daraus neue Möglichkeiten. Anja Kling als Eva Kovac lässt sicht nicht unterkriegen.
02.07.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Die Masche mit der Liebe", 6. Juli, 20.15 Uhr auf Sat.1

Selbst wenn es die Wahrheit ist: Man sollte seinem Chef einfach nicht sagen, dass man ihn für ein „abgebrühtes Arschloch“ hält, denn dann ist der Job meist recht schnell weg. Also steht Eva Kovac wieder mal vor dem Nichts. Und dann unterschreibt sie auch noch einen Knebelvertrag: Jetzt besitzt die Berliner Schneiderin zwar eine Strickmaschine, aber das hilft ihr auch nicht weiter; bis sie merkt, dass andere Mütter die Pullover, die sie ihren Kindern gestrickt hat, für teure Markenware halten.

Edgar von Cossart und Annette Simon erzählen im Grunde eine ganz einfache Geschichte: Eine Frau lässt sich nicht unterkriegen. Und weil diese Frau aussieht wie Anja Kling, ist auch von Anfang an klar, dass es sich um ein Märchen handelt, zumal Eva Kovac offenbar ohnehin übermenschliche Kräfte hat. Sie schuftet Tag und Nacht, ist aber immer schön wie der junge Morgen und selbst dann noch bester Dinge, wenn wieder mal alles zusammen kommt: keine Arbeit mehr, die blöde Strickmaschine am Hals, der Ex klaut ihr die Ersparnisse und die halbwüchsige Tochter hat ständig was zu meckern. Zum Glück ist die Rettung ganz nahe.

Natürlich weiß jeder, wie die Geschichte enden wird, als Eva einen Blaumann im Treppenhaus für den verspäteten Elektriker hält und ihm erst mal einen ordentlichen Rüffel verpasst. Der Gute tut zwar, wie ihm befohlen, ist aber der neue Nachbar Jan Richter und wird außerdem von Henning Baum gespielt, nicht erst seit „Der letzte Bulle“ (auch Sat.1) ein geschätzter Darsteller von Männern mit großer Präsenz; und der perfekte Sympathieträger. Deshalb funktioniert der Film auch trotz aller Klischees und diverser kleiner Fehler: Man will, dass Eva Kovac und Jan Richter ein Paar werden. Das Happy End mag zwar vorhersehbar sein, doch da es sich um die Einlösung eines Versprechens handelt, ist das völlig in Ordnung.

Außerdem steht die Liebesgeschichte gar nicht im Mittelpunkt des Films, denn das Buch kombiniert geschickt Romanze und Sozialdrama. Selbst wenn sich die Inszenierung (Thomas Nennstiel) aller märchenhafter Attribute enthält: Natürlich fügt sich alles auf wundersame Weise. Ein richtig schöner Kuschelfilm.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).