Göring-Eckardt: Keine Werbung für kirchliche Übertritte
Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Katrin Göring-Eckardt, lehnt Werbung bei Katholiken für einen Übertritt zur evangelischen Kirche ab.

"Dass unsere Tür offen ist, ist klar", sagte die Vorsitzende des protestantischen Kirchenparlaments im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Diejenigen, die wechseln wollen, tun das auch", sagte die Grünen-Politikerin. "Aber wir würden diejenigen, die mit großem Kummer aus der katholischen Kirche austreten, nicht ernst nehmen, wenn wir jetzt mit einem Werbezettel kämen."

Gemeinsames Abendmahl für Paare verschiedener Konfessionen

Göring-Eckardt bekräftigte die Hoffnung auf Fortschritte in der Ökumene beim gemeinsamen Abendmahl für Paare, die verschiedenen Konfessionen angehören. Sie erinnerte daran, dass sich der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, beim 2. Ökumenischen Kirchentag dafür ausgesprochen habe. "Ich hoffe, dass den Äußerungen nun reale Handlungen auf katholischer Seite folgen", sagte die Präses. Beim evangelischen Kirchentag 2011 in Dresden, dem Göring-Eckardt als Präsidentin vorsteht, sollen alle Getauften zum Abendmahl eingeladen werden, wie dies in der evangelischen Kirche üblich ist.

Zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 warnte Göring-Eckardt die Protestanten davor, sich selbst zu feiern. Die evangelische Kirche würde sich die Chance vergeben, die Frage zu klären, was Reformation heute bedeutet. "Pflanzen wir einen neuen Apfelbaum oder betrauern wir den alten und sind enttäuscht, dass seine Früchte kleiner werden oder mehlig, oder pflanzen wir gar einen Birnbaum, weil das jetzt alle tun?"

"Die Politik könnte von uns lernen"

Der in der evangelischen Kirche angestoßene Reformprozess kann nach Ansicht der Theologin Göring-Eckardt, die im Hauptberuf Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags ist, der Gesellschaft als Beispiel dienen: "Die Politik könnte von uns lernen - in insbesondere, wenn nach Werten und Orientierung gefragt ist." Die Kirche wage es, "unbequeme Wege zu gehen und dabei darauf zu achten, dass das Eigentliche bleibt".

Nach Auffassung Göring-Eckardts muss sich die EKD "der großen sozialpolitischen Themen annehmen". Dies seien die Kernfragen des sozialen Zusammenhalts, Gesundheit und Demenz. Ein gemeinsames Sozialwort von evangelischer und katholischer Kirche stehe auf der Agenda. "Ich bin sicher, dass es dazu kommt", sagte die Synoden-Vorsitzende. Es gebe dafür auch auf katholischer Seite ein Bemühen, etwa beim Münchner Erzbischof Reinhard Marx. Aber man müsse sehen, dass die Dinge, die jetzt in der katholischen Kirche zu regeln seien, viel Kraft binden. "Wir können da jetzt nicht sagen: Strengt Euch mal ein bisschen an." Die evangelische Kirche könne die Entwicklung in der katholischen Kirche "nur mit Freundschaft und Gebet begleiten".

epd