Leiharbeit keine Brücke in dauerhafte Beschäftigung
Die wenigsten Leiharbeiter schaffen den dauerhaften Wechsel in reguläre Jobs. Wie eine am Dienstag in Berlin vorgestellte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt, lassen nur sieben Prozent der ehemals Arbeitslosen die Leiharbeit nach zwei Jahren hinter sich und finden eine dauerhafte Beschäftigung.

Der DGB fordert den Gesetzgeber auf, gegen Missbrauch in der Leiharbeit vorzugehen. Der Bundesverband Zeitarbeit betonte, der Erfolg der Branche bemesse sich nicht an der Zahl übernommener Leiharbeiter, sondern daran, dass Kunden qualifiziertes Personal flexibel zur Verfügung gestellt werde.

"Angesichts des Ziels des Gesetzgebers, mit Hilfe der Leiharbeit eine Brücke in dauerhafte Beschäftigung zu bauen, ist das ein sehr ernüchterndes Ergebnis", sagte Institutsdirektor Joachim Möller bei der Vorstellung der Untersuchung. Zugleich sei Leiharbeit jedoch die bessere Alternative zur fortgesetzten Arbeitslosigkeit. "Zeitarbeit erhöht für Langzeitarbeitslose auch auf mittlere Sicht die Beschäftigungschancen", sagte Möller.

Der Erhebung zufolge waren 25 Prozent der Leiharbeiter im Zweijahreszeitraum vor ihrer befristeten Beschäftigung mindestens ein Jahr arbeitslos. Im Zweijahreszeitraum nach der Zeitarbeit waren nur noch 17 Prozent ohne Arbeit. "Leiharbeit ist zwar keine Brücke, aber zumindest ein schmaler Steg in Beschäftigung", betonte Möller.

Kurze Dauer, geringerer Lohn

Nach Angaben des Instituts gibt es derzeit rund 750.000 Leiharbeiter. Die meisten Beschäftigungsverhältnisse dauern nur kurz. Rund die Hälfte endet bereits innerhalb von drei Monaten. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung geht zudem davon aus, dass Zeitarbeiter im Durchschnitt zwischen 20 bis 25 Prozent weniger verdienen als vergleichbar regulär Beschäftigte.

Vor dem Hintergrund der im April 2011 auslaufenden Begrenzung der Arbeitnehmerfreizügigkeit in der Europäischen Union sprachen sich die Arbeitsmarktexperten des Instituts für einen Mindestlohn in der Branche aus. "Wenn Firmen aus osteuropäischen Staaten uneingeschränkt auch in Deutschland tätig werden können, brauchen wir eine Lohnuntergrenze", sagte Möller.

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte bereits angekündigt, sich für einen Mindestlohn in der Branche stark machen zu wollen. Zudem will sie den Missbrauch von Leiharbeit gesetzlich bekämpfen. So soll die Umwandlung von regulären Jobs in Leiharbeitsverhältnisse erschwert werden.

Bundesverband will Aussagen hinterfragen

DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach kommentierte die Daten des IAB mit den Worten, es werde "höchste Zeit, dass sich der Gesetzgeber endlich der harten Wirklichkeit der Leiharbeit stellt und umsteuert". Leiharbeit sei eine der Hauptverkehrsstraßen in prekäre Beschäftigung. Sie sei nur dann sinnvoll, wenn kurzfristig Produktionsspitzen ausgeglichen werden müssen. "Personal langfristig zu ersetzen, ist Missbrauch", so die Gewerkschafterin.

"Leiharbeit führt zu massiven Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt und ist alles andere als ein Jobmotor für Langzeitarbeitslose", sagte Jutta Krellmann, Sprecherin für Arbeit und Mitbestimmung der Bundestagsfraktion der Linken. Nur verschwindend geringe sieben Prozent der Leiharbeiter schafften es, auch zwei Jahre nach der Leiharbeit beschäftigt zu bleiben und so die Leiharbeit komplett hinter sich zu lassen.

Der Bundesverband Zeitarbeit (BZA) begrüßte die IAB-Studie zwar grundsätzlich, äußerte aber zugleich auch Kritik. "Die Aussagen zum sogenannten Brücken- und Klebeeffekt müssen hinterfragt werden", sagte BZA-Präsident Volker Enkerts. Zwar bezweifele er nicht die Zahlen der Untersuchung. Doch bemesse sich der Erfolg der Leiharbeit nicht daran, wie viele Zeitarbeitnehmer von Kundenfirmen übernommen werden. "Unsere Hauptfunktion besteht darin, den flexiblen Bedarf von Kundenunternehmen an passend qualifizierten Beschäftigten zu bedienen und kein reines Sprungbrett zu anderen Unternehmen zu sein."

epd