Die Kosten für den Kampf gegen die Umweltkatastrophe steigen derweil für den Ölkonzern BP immer schneller an. In den vergangenen drei Tagen habe das Unternehmen 300 Millionen US-Dollar (243 Millionen Euro) gezahlt, teilte BP am Montag in London mit. Erstmals erreichten die Kosten pro Tag damit die 100-Millionen-Marke. Insgesamt hat der Konzern inzwischen für die Beseitigung der Umweltschäden, für Ausgleichszahlungen an Betroffene und die Rettungsmaßnahmen 2,65 Milliarden US-Dollar gezahlt.
BP versuchte derweil bei einem Krisentreffen in Moskau russische Bedenken an dem Unternehmen zu zerstreuen. BP-Chef Tony Hayward habe Vize-Regierungschef Igor Setschin zugesagt, dass das Unternehmen im Riesenreich unverändert aktiv bleiben wolle, teilte eine Sprecherin Setschins mit. Russland gehört zu den lukrativsten BP- Einsatzgebieten. Setschin war vor dem Treffen mit der Aussage zitiert worden, Hayward stehe angeblich vor dem Rücktritt. Diese Frage sei aber bei dem Treffen im Moskauer Sitz des Rosneft-Konzerns, an dem BP beteiligt ist, nicht besprochen worden, sagte die Sprecherin.
Erstmals Öl an Urlaubsstränden in Mississippi
Bisher war das meiste Öl an die Küste von Louisiana gespült worden, vereinzelt sind aber auch Strände in Alabama und in Florida betroffen. Am Sonntag (Ortszeit) wurden nun auch die ersten größeren zähflüssigen Ölflecken an zwei Urlauberstrände in Mississippi entdeckt. Führende Staatspolitiker riefen BP auf, mehr zum Schutz ihrer Küste zu tun.
Immerhin zeigt sich "Alex" anscheinend gnädig. Er hielt sich am Montag auf seinem nordwestlichen Kurs, weit genug von der Stelle entfernt, an der die Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 22. April nach einer Explosion gesunken war. Bleibt es dabei, was als zunehmend wahrscheinlich gilt, könnte das Absaugen von Öl aus dem Bohrloch am Meeresboden auch dann fortgesetzt werden, wenn der Sturm möglicherweise in zwei Tagen Hurrikan-Stärke erreicht. "Alex" wird vermutlich am Donnerstag im texanisch-mexikanischen Grenzgebiet am Golf das Festland erreichen.
Heftige Unwetter könnten die Arbeiten zum Eindämmen der Ölpest bis zu zwei Wochen lahmlegen. Menschen, Schiffe und Ausrüstung müssten aus der Gefahrenzone gebracht werden. Damit würden auch die Verbindungen des Auffangtrichters über dem Ölleck zu Schiffen an der Oberfläche gekappt, das Öl würde dann wieder fast ungehemmt ins Meer fließen. Bislang fängt der Deckel über der defekten Quelle mehr als 2.000 Tonnen Öl pro Tag ab.
Unfälle in der Nordsee gäbe rechtliche Probleme
Bei möglichen Unfällen auf Ölplattformen in der Nord- oder Ostsee laufen die Geschädigten einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" (Dienstagausgabe) zufolge Gefahr, leer auszugehen. Die Bundesregierung räume nach Angaben des Blattes ein, dass zentrale Fragen der Haftung sowohl im europäischen als auch im nationalen Rahmen ungeklärt seien. Eine Havarie wie im Golf von Mexiko würde zahllose Rechtsprobleme aufwerfen. Eine Katastrophe wie auf der "Deepwater Horizon" könne sich in deutschen Gewässern mangels Bohrtiefe zwar kaum ereignen, wohl aber in den benachbarten Förderregionen Norwegens und Großbritanniens.
Auf die Frage, was die Bundesregierung unternehme, um vergleichbare Havarien in der Nachbarschaft Deutschlands zu vermeiden, hieß es der FR zufolge, man begrüße "die Initiative der Europäischen Kommission, den maßgeblichen EU-Rechtsrahmen einer Überprüfung zu unterziehen". Dies gehe aus einer der FR vorliegenden Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor.