Profikicker werben bei der WM für ihren Glauben
Wenn er ein Tor geschossen hat, gehen seine Zeigefinger und sein Blick nach oben: Cacau, Stürmer in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und engagierter Christ, dankt auf diese Weise Gott. Der Spieler vom VfB Stuttgart ist nicht der einzige: In den besten Teams der Welt kämpfen derzeit in Südafrika viele Männer, die den Glauben an Gott als das Fundament ihres Lebens betrachten und diese Botschaft gerne an die Öffentlichkeit senden.
25.06.2010
Von Marcus Mockler

Die höchste Bekennerdichte herrscht vermutlich in der brasilianischen Nationalelf. Kapitän Lucio, ehemals bei Bayern München unter Vertrag und jetzt Verteidiger für Inter Mailand, hat unmittelbar nach dem gewonnenen WM-Endspiel 2002 aller Welt sein T-Shirt mit dem Aufdruck "Jesus liebt dich" gezeigt. Ähnlich machte es sein Teamkollege Kaká mit dem Schriftzug "Ich gehöre zu Jesus". Kaká hatte sein entscheidendes spirituelles Erlebnis nach einem Unfall mit mehreren Wirbelbrüchen, als er im Krankenhaus viel Zeit für die Lektüre der Bibel hatte. Auch der brasilianische Co-Trainer Jorginho, ehemals Profi bei Bayer Leverkusen und Bayern München, nimmt Gelegenheiten zum christlichen Bekenntnis gerne wahr.

Für Arne Friedrich ist Glaube der "Eckpfeiler"

Im deutschen Team kehren nicht alle ihr gläubiges Herz so stark nach außen wie Cacau. Arne Friedrich etwa wirkt manchmal etwas introvertiert, nennt aber den christlichen Glauben "den Eckpfeiler in meinem Leben". Viele Spieler beschränken sich wie Miroslav Klose auf Gesten wie das Bekreuzigen, das bei Toren und Einwechslungen in den verschiedensten Teams zu beobachten ist. Jerome Boateng trägt seine Glaubensüberzeugung in Form einer Marien-Tätowierung auf dem linken Unterarm.

Im deutschen Team kämpfen auch Muslime um Tore. Der Deutsch-Tunesier Sami Khedira sagt, dass er zwar nicht alle islamischen Regeln - etwa im Fastenmonat Ramadan - einhalten könne, aber beispielsweise auf Speisevorschriften achte. Von Mesut Özil wird berichtet, dass er in der Umkleidekabine betet und auf dem Rasen Koranverse zitiert. Überzeugt hat Özil damit offenbar seine Freundin Anna-Maria Lagerblom: Die Schwester des Popstars Sarah Connor ist kürzlich von der evangelischen Kirche zum Islam übergetreten.

Andere Mannschaften haben ebenfalls Spieler im Aufgebot, die sich als Prediger der christlichen Botschaft betrachten. Jonathan Santana etwa, der früher beim VfL Wolfsburg spielte und derzeit für Paraguay um Tore ringt. Oder Lee Young Pyo aus Südkorea, von dem bekannt ist, das er bei der WM 2002 Bibelarbeiten organisierte. Edinson Cavani vom uruguayischen Nationalteam lässt keine Gelegenheit aus, Gott öffentlich für die Wohltaten in seinem Leben zu danken.

Leben nicht auf Geld und Torruhm aufbauen

Den Spanier Marcos Senna hat sein Leben mit der Bibel zum Alkoholabstinenzler werden lassen. Und der US-Amerikaner Tim Howard leidet unter krankhaften Muskelzuckungen, dem Tourette-Syndrom, konnte aber nach eigenen Angaben schwierige Krankheitsphasen aufgrund seines christlichen Glaubens durchstehen.

Der Weltfußballverband Fifa sieht religiöses Treiben auf dem Spielfeld nicht gern. Regel 4 der Spielordnung verbietet es, politische oder religiöse Botschaften auf dem Spielfeld zu verbreiten. Jesus-T-Shirts sind inzwischen tabu. Das gemeinsame Gebet auf dem Rasen lässt das Reglement allerdings zu.

Für den Stuttgarter Stürmer Cacau folgt aus seinen Glaubenserfahrungen, dass er auch andere für die Botschaft der Bibel gewinnen will. Er lässt sich gerne als Promi-Prediger in Gottesdienste einladen und weist angesichts seiner Herkunft aus armen Verhältnissen unermüdlich darauf hin, dass man sein Leben nicht auf Geld und Torruhm bauen kann. Eine Art Doping für bessere Leistungen auf dem Spielfeld sieht er im Glauben indes nicht. Seine Lebenserfahrung fasste er kürzlich in drastische Worte: "An einem Tag feiern sie dich als Helden, kurz darauf bist du der Depp. Aber auf Jesus kannst du dich immer verlassen."

epd