Freunde fürs Leben ersetzen langsam die Familie
Freunde werden für Bundesbürger immer wichtiger. Und ersetzen sogar langsam die Familie. Der demographische Wandel trägt daran eine Mitschuld. Forscher warnen allerdings vor Ersatzbeziehungen im Internet.

Gute Freunde zu haben, wird nach einer BAT-Zukunftsstudie für die Menschen immer wichtiger. Waren 2002 für 83 Prozent der Befragten Freunde wichtig, so sind es nach der jüngsten Umfrage 92 Prozent, für Singles sogar 95 Prozent. Berufs- und Arbeitsbeziehungen sind dagegen mit 72 Prozent weniger wichtig. Gegenüber 2002 sank ihre Bedeutung um zwei Prozentpunkte. Nur 24 Prozent der Befragten ist die Religions- und Kirchenzugehörigkeit sehr wichtig. Ihre Bedeutung habe seit 2002 um sieben Prozentpunkte abgenommen, teilte die BAT-Stiftung am Donnerstag in Hamburg mit.

"Freunde sind für viele inzwischen eine Art zweite Familie - für Familien eine lebenswichtige Ergänzung, für Alleinlebende aber ein echter Familienersatz", sagte der wissenschaftliche Leiter der Stiftung, Prof. Wolfgang Opaschowski, am Donnerstag."Neben die Sorge um die eigene Gesundheit und das Wohlergehen der Familie rückt die systematische Pflege der Freundschaftskontakte in das Zentrum des Lebens." Das Lebensmotto "Wer Freude haben will, muss Freunde haben" gelte unabhängig von Alter, Beruf und sozialer Stellung.

Der demografische Wandel habe einen grundlegenden Einstellungswandel zur Folge. "Immer mehr Menschen wohnen und leben im Alter allein. Und weil sie kinder- und enkellos bleiben, sind sie zunehmend auf fremde Hilfe sowie persönliche Beziehungen und Kontakte angewiesen", betonte der Zukunftsforscher. In dieser Situation würden Freunde immer wichtiger fürs Leben. Für viele Menschen sei das soziale Wohlergehen genauso wichtig wie die Erhaltung des materiellen Wohlstands, sagte Opaschowski. Er warnte vor Ersatzbeziehungen im Internet: "Virtuelle Beziehungen können echte Freundschaften nicht ersetzen."

In ihren Repräsentativuntersuchungen hat die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen sowohl 2002 als auch 2010 bundesweit 2.000 Personen ab 14 Jahren nach ihren Lebenseinstellungen befragt.

epd/dpa