Der brasilianische Fußball-Kapitän Lucio ist "100 % Jesus". So stand es beim Confederations Cup 2009 zumindest auf dem Unterhemd, das er unter seinem Trikot trug und nach einem siegreichen Spiel entblößte. Seine Mannschaftskollegen beteten im selben Spiel um Lucio herum mitten auf dem Stadionrasen. Der Präsident des dänischen Fußballverbands reichte bei der FIFA daraufhin eine Protestnote ein. „Es gibt keinen Platz für Religion im Fußball“, sagte er. Politik solle sich nicht in den Fußball einmischen und Religion solle draußen bleiben.
Die Regel 4 des IFAB
Die FIFA mahnte die Brasilianer sich zurückzuhalten und berief sich auf Regel 4 des International Football Association Board (IFAB). Dort heißt es: "Die vorgeschriebene Grundausrüstung darf keine politischen, religiösen oder persönlichen Botschaften aufweisen." Doch die Brasilianer sind nicht die einzigen, die von dem Religionsverbot auf dem Rasen betroffen sind.
Verbot seit 2007
Das Verbot der religiösen, politischen und persönlichen Botschaften zementierten die Regelhüter vom IFAB bereits im März 2007, nachdem ein Schiedsrichter ein muslimisches Mädchen in Kanada von einem Spiel ausgeschlossen hatte, weil es den Hijab trug. Der Brite Brian Barwick war 2007 am ersten Richterspruch beteiligt und erklärte: "Es ist absolut richtig, sensibel gegenüber den Gedanken und Philosophien der Leute zu sein. Genauso gut aber muss es ein Regelwerk geben, an das man sich hält, und wir ziehen es vor, uns an die Regel 4 zu halten."
Keine Kopftücher auf dem Spielfeld
Erst im April dieses Jahres erfuhr die iranische Mädchen-Nationalmannschaft, dass sie im August nicht an den Olympischen Jugendspielen in Singapur teilnehmen darf. Grund ist das Kopftuch, das bei den Iranerinnen zur Grundausrüstung gehört. Das IFAB ist ein Gremium, das seit Ende des 19. Jahrhunderts Fußballregeln aufschreibt, ändert und beschließt. Die Gruppe der Regelhüter besteht aus vier Vertretern der britischen Fußballverbände England, Irland, Schottland und Wales, sowie aus vier Vertretern der FIFA, die die anderen 204 Mitglieder des Fußball-Dachverbands vertreten.
Lilith Becker hat die Evangelische Journalistenschule besucht und arbeitet als freie Journalistin in Frankfurt am Main. Zurzeit absolviert sie ein Praktikum in der Redaktion evangelisch.de.