Zwischen dem früheren Augsburger Bischof Walter Mixa und dem Vorsitzenden der bayerischen Bischofskonferenz Reinhard Marx ist offener Streit ausgebrochen. Marx ließ am Mittwoch Mixas Vorwurf einer Intrige und mangelnder Brüderlichkeit scharf zurückweisen: "Es ist alles rechtmäßig gelaufen, darüber hinaus gibt es nichts zu sagen", sagte der Sprecher des Erzbistums und der bayerischen Bischofskonferenz, Bernhard Kellner, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa.
Rücktrittsgesuch von Ende April
Mixa hatte in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" am gleichen Tag im Zusammenhang mit seinem Rücktritt schwere Vorwürfe gegen Amtsbrüder erhoben. Die Erzbischöfe Reinhard Marx und Robert Zollitsch seien zum Papst geeilt und hätten ihm "als Trumpf den sogenannten Missbrauchsfall vorgetragen", sagte Mixa der Zeitung. Stattdessen hätten sie brüderlicher sein müssen. "Man hätte mir ja auch zu einer Auszeit raten können, bis alle Vorwürfe abschließend untersucht worden wären", sagte Mixa zum Verhalten des Münchner Erzbischofs und des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.
Der Sprecher des Münchner Erzbischofs sagte dazu: "Nicht zuletzt im Interesse von Bischof emeritus Mixa sehen wir davon ab, Einzelheiten öffentlich auszubreiten." Man wünsche Mixa gute Genesung: "Sein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik war ein wichtiger erster Schritt."
Der 69-jährige Mixa hatte Ende April ein Rücktrittsgesuch an Papst Benedikt XVI. gerichtet, nachdem Prügelvorwürfe und Berichte über finanzielle Unregelmäßigkeiten aus seiner Zeit als Stadtpfarrer in Schrobenhausen öffentlich geworden waren. Der Vatikan entsprach dem Rücktrittsgesuch am 8. Mai, nachdem kurz zuvor noch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen Mixa wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch bekannt wurden. Dieser Vorwurf erwies sich als unbegründet. Der Vatikan macht Mixa allerdings keine Hoffnung auf eine Rücknahme seines Rücktritts. "Papst Benedikt XVI. wird Walter Mixa in den kommenden Wochen empfangen", teilte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Mittwoch in Rom mit, "es ist aber nicht voraussehbar, dass die Annahme seines Rücktritts zur Diskussion gestellt wird".
Fehler im Umgang mit den Vorwürfen
"Es war ein haltloser Vorwurf aufgrund eines vagen Gerüchts", sagte Mixa der "Welt". Der Druck, unter dem er das vorgefertigte Rücktrittsgesuch unterschrieben habe, sei wie ein Fegefeuer für ihn gewesen. "Ich wusste in den Tagen weder ein noch aus", sagte er. Im Juli wolle er nach Rom reisen und mit dem Papst sprechen. "Ich möchte auf jeden Fall in irgendeiner Weise wieder in der Seelsorge tätig sein", sagt Mixa.
Der ehemalige Bischof räumte Fehler im Umgang mit den Prügelvorwürfen ein. Er hätte umgehend sagen sollen, dass er nicht jede körperliche Züchtigung ausschließen könne, "wie sie damals in der Jugendarbeit - erst recht mit sogenannten schwer erziehbaren Kindern - üblich und bis 1980 auch rechtens waren". "Wo und wem ich Unrecht getan habe, das habe ich auch gesagt, da entschuldige ich mich unbedingt", sagte er.
Zum Vorwurf finanzieller Unregelmäßigkeiten im Umgang mit Geldern einer Waisenhausstiftung verwies Mixa auf Untersuchungen durch Wirtschaftsprüfer, die die finanziellen Angelegenheiten als gewissenhaft eingestuft hätten. "Diese Untersuchungen sind allerdings noch nicht ganz abgeschlossen", sagte er.