ProSieben verkauft Nachrichtenkanal N24
Der TV-Konzern ProSiebenSat.1 trennt sich von seinem Nachrichtensender N24. Wie das Unternehmen am Mittwoch in München mitteilte, übernimmt das Management um Torsten Rossmann, Throsten Pollfuß und dem früheren Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust die Anteile, auch an der Produktionsgesellschaft Maz&More.

N24 werde weiterhin die Hauptnachrichten für Sat.1, ProSieben und Kabel Eins produzieren, teilte der Sender mit. Mit der ProSiebenSat.1-Gruppe, zu der N24 bislang gehörte, sei ein Nachrichtenzulieferungsvertrag über sieben Jahre geschlossen worden. Geschäftsführer Torsten Rossmann kündigte an, dass 72 Stellen abgebaut werden sollen.

Rossmann sagte, mit N24 Media entstehe ein "im deutschen Fernsehmarkt einzigartiges Produktionsunternehmen, dessen Portfolio von Hard News bis zu Boulevard-Formaten reicht. Dank lang laufender Produktionsverträge mit der ProSiebenSat.1-Gruppe verfügen wir über alle Voraussetzungen, um ein leistungsstarkes Produktionsunternehmen um den Sender N24 herum aufzubauen, das sich langfristig am Markt behaupten kann."

30 Millionen Euro für Nachrichten

Nach Angaben von Rossmann stehen der N24-Mediagruppe pro Jahr 30 Millionen Euro für die Produktion von Nachrichten zur Verfügung. Das Unternehmen müsse daher voraussichtlich 72 Stellen abbauen. Hinzu kommen solle ein Netzwerk von 13 Videojournalisten in ganz Deutschland. Die Politikberichterstattung solle bei dem Nachrichtensender breiteren Raum einnehmen als bisher. Ab Januar 2011 werde die N24 Media Gruppe ein wöchentliches Magazin für Sat.1 produzieren, das derzeit noch entwickelt werden. Ob es sich dabei um ein Boulevard- oder ein Politikmagazin handeln wird, stehe noch nicht fest.

Rossmann, der bereits zuvor Geschäftsführer von N24 war, und Stefan Aust erwerben den Angaben zufolge jeweils 26 Prozent an der N24 Media GmbH. Die weiteren Geschäftsführer Frank Meißner und Karsten Wiest halten ebenso wie Maria von Borcke und Thorsten Pollfuß jeweils zwölf Prozent. Maria von Borcke ist Geschäftsführerin der Produktionsgesellschaft maz&more, die das neue Konsortium ebenfalls übernimmt. Sie wird auch weiterhin "Sat.1-Frühstücksfernsehen" und "Das Sat.1-Magazin" produzieren.

Neue Aufträge für Dokumentationen

Aust kündigte an, er werde sich im Wesentlichen darum kümmern, neue Aufträge, vor allem für Reportagen und Dokumentationen, einzuwerben. Die N24 Media Gruppe sei das größte unabhängige Produktionsunternehmen für nichtfiktionale Produktionen in Deutschland. Möglich sei, dass das neue Wochenmagazin, das er in Zusammenarbeit mit Springer und dem WAZ-Konzern entwickelt habe, bei N24 als Hybridmagazin oder als Internetmagazin ein neues Umfeld finde. Springer und WAZ waren Anfang Mai aus dem Projekt ausgestiegen. Die Rechte an dem Projekt fielen an ihn zurück, sagte Aust.

Neuer Chefredakteur von N24 werde der bisherige stellvertretende Chefredakteur Arne Teetz, teilte N24 mit. Der bisherige Chefredakteur Peter Limbourg wechselt als Senior Vice President Nachrichten und Politische Information in die ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH. Er bleibt Nachrichtenmoderator der "Sat.1 Nachrichten".

Zustimmung von den Grünen

Die medienpolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, Tabea Rößner, begrüßte, dass die politische Berichterstattung bei N24 ausgebaut werden soll. Dafür müsse aber auch das entsprechende Personal zur Verfügung stehen. Weder dürfe das Budget für die Nachrichtenproduktion um zwei Drittel, noch die Anzahl der Mitarbeiter um ein Drittel gekürzt werden.

epd