Der Priester eines Prämonstratenser-Ordens war bereits im Mai nach einem Anfangsverdacht von seinen Aufgaben in der Seelsorge entbunden worden. Er wurde am Donnerstag festgenommen. Bei den Vernehmungen und vor einer Richterin räumte er die bislang bekannten Taten ein. Das Bistum Fulda zeigte sich in einer Stellungnahme schockiert.
Das Bistum hatte im Mai die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Damals berichtete die Missbrauchsbeauftragte des Ordens, Rechtsanwältin Meike Schoeler, von einem Beschwerdebrief von Eltern aus Fritzlar. Demnach soll der Priester auf Jugendfreizeiten darauf bestanden haben, dass Messdiener duschten und er zuguckte, wenn sie nackt unter der Dusche standen.
Die Staatsanwaltschaft teilte am Freitag keine Einzelheiten mit. Die Taten haben sich nach den bisherigen Erkenntnissen zwischen 1994 und 2001 ereignet. Die Behörde forderte mögliche weitere Opfer auf, sich zu melden. Der Geistliche hatte auch an einer Schule in Fritzlar Religionsunterricht gegeben.
"Umfangreiches Beweismaterial", darunter Bilder
Man sei entsetzt über die bestätigten Missbrauchsfälle und deren Ausmaß, hieß es in einer Stellungnahme des Bistums Fulda. Das weitere Vorgehen werde in der kommenden Woche mit dem zuständigen Abt des Prämonstratenser-Ordens abgestimmt. Die Kriminalpolizei hat den Angaben zufolge "umfangreiches Beweismaterial" sichergestellt. "Es handelt sich um Bilder in digitaler Form", sagte Oberstaatsanwalt Manfred Jung. Der katholische Pfarrer war nicht nur für die Betreuung von Ministranten zuständig. Er ist auch Religionslehrer an einer Schule in Fritzlar. Dort sind bislang keine sexuellen Übergriffe durch den Pfarrer bekannt geworden.
Papst Benedikt XVI. bat am Freitag zum Ende des von Missbrauchskandalen überschatteten Priesterjahres erstmals die Opfer direkt um Vergebung. "Auch wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, dass wir alles tun wollen, um solchen Missbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen", sagte der Papst bei einer abschließenden Messe vor rund 15 000 Priestern auf dem Petersplatz in Rom. Es war die bislang erste Vergebungsbitte des Papstes, die sich so deutlich direkt an die Opfer des sexuellen Missbrauchs und der Misshandlungen durch katholische Geistliche richtete.