"Wilsberg: Miss-Wahl", 12. Juni, 20.15 Uhr im ZDF
Die erste trinkt aus einer Flasche mit Ecstasy, die zweite tupft sich mit Chemikalien versetzten Puder ins Gesicht, der die Haut verätzt. Viel Arbeit also für Privatdetektiv Georg Wilsberg (Leonard Lansink), obwohl er eigentlich gar nicht mehr zuständig ist: Weil er einen Mann laufen ließ, der in den Umkleideraum der Mädchen eingebrochen ist, hat er den Job als Bodyguard gleich wieder verloren.
Kurz drauf wird der Einbrecher, ein Kollege und "so was wie ein Freund" Wilsbergs, mit einem Messer im Hals gefunden. Er war auf einer heißen Spur: Mit dem angeblich gestohlenen Wagen der Tochter vom Bürgermeister ist offenbar ein Unfall verursacht worden. Weil der Fahrer geflohen ist, anstatt Hilfe zu holen, sitzt eine Frau nun im Rollstuhl. Der Bürgermeister aber kann schlechte Presse gerade gar nicht brauchen: Es ist Wahlkampf. Schlagzeilen über die Kürung seiner hübschen Tochter Rebecca (Vijessna Ferkic) zur "Miss Münsterland" wären ihm viel lieber, aber irgendjemand will das verhindern: Die Attentate galten eindeutig Rebecca.
Damen im Badeanzug
Dabei lag sie in der Nacht des Unfalls mit Fieber im Bett. Wer ist also gefahren? Was wusste der tote Detektiv? Und welche Rolle spielt der undurchsichtige junge Mann (Ole Puppe), der Rebecca umgarnt, aber gleichzeitig mit ihrer Mutter flirtet?
Zugegeben, der Film bezieht einen nicht unbeträchtlichen Reiz aus der Tatsache, dass die ohnehin offenherzigen jungen Damen vorzugsweise im Badeanzug herumlaufen. Der Fall hingegen bietet weit weniger Einblicke und ist ganz schön verzwickt, zumal Autor Stefan Rogall sich genauso wenig in die Karten blicken lässt wie Wilsberg, der wieder mal alle, die ihn mögen, nach Strich und Faden belügt und betrügt. Regisseur Walter Weber inszeniert ohne Effekthascherei und konzentriert sich ganz auf seine guten Darsteller. Dramatisch wird’s erst am Ende, als eine Bombe unter der Bühne sämtliche "Miss"-Mädchen auf einen Streich bedroht.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).