Religionswissenschaftler fordert Maßnahmen gegen gewaltbereite Muslime
Der islamische Religionswissenschaftler Rauf Ceylan hat angesichts einer neuen Studie über die Gewaltbereitschaft junger Muslime "dringend pädagogische Maßnahmen" gefordert. Die religiöse Bildung für muslimische Kinder müsse verbessert werden, sagte Ceylan am Montag in einem epd-Gespräch.

Jungen Menschen müsse vermittelt werden, dass "Deutschsein und Islam sich nicht ausschließen". Zudem könne die Anerkennung des Islam als Religionsgemeinschaft wesentlich zur Identifikation mit der deutschen Rechtsordnung beitragen.

Die Studie stammt aus dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) unter der Leitung von Christian Pfeiffer. Darin wird ein indirekter Zusammenhang zwischen der Gewalttätigkeit 14- bis 16-jähriger muslimischer Jugendlicher und der zunehmenden Bindung an den Islam festgestellt. Pfeiffer stützt sich in seiner Ursachenforschung auf Ceylan. Ceylan, der an der Universität Osnabrück tätig ist, hatte in seinem Buch "Prediger des Islam" die überwiegend aus dem Ausland stammenden Vorbeter in den Moscheen kritisiert. Die Imame förderten eine Abschottung der Muslime. "Den Jugendlichen wird durch den Import von Imamen vor Augen geführt, dass der Islam immer noch ein Mittel zur Reproduktion der Normen und Werte aus dem Herkunftsland ist", sagte Ceylan.

Es sei allerdings nicht ausreichend, die Ursachen der Gewalt ausschließlich bei den Imamen zu suchen. Gewalterfahrungen in der Familie und das dort vermittelte Bild von Religion spielten ebenso eine Rolle. Gesellschaftliche Gewalt in Form von Diskriminierung könne ebenso entscheidend sein. Die muslimischen Kinder und Jugendlichen müssten eine aufgeklärte religiöse Erziehung erhalten und durch gleiche Bildungschancen gestärkt werden. "Insbesondere der Ausschluss aus Bildungssystem und Arbeitsmarkt sind entscheidende Faktoren für Rückzugsprozesse." Richtig ausgebildet könnten Imame Defizite in der familiären Erziehung der muslimischen Kinder und Jugendlichen ausgleichen.

epd